Enis vor Harun al Raschid
Unter meinen Wunderhänden
wächst ein Lied zum Preis der Schönheit:
alle Töne wollen klingen,
schwingen jeder Laut.
Und ich beuge mich am Werke,
kaum dass ich die Augen hebe –
unter meinen Wunderhänden
wächst ein Lied zum Preis der Schönheit.
Nichts wird dir verborgen bleiben,
dir entfalten soll ich Alles,
ja das Bild des Lebens selber
soll sich strahlend dir verdichten
unter meinen Wunderhänden.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Enis vor Harun al Raschid“ von Otto Erich Hartleben beschreibt eine Huldigung an die Schönheit und die kreative Schaffenskraft des Dichters, die sich in der Anwesenheit des Herrschers entfaltet. Die wiederholte Zeile „unter meinen Wunderhänden“ ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Gedichts und betont die magische, fast übermenschliche Fähigkeit des Dichters, Schönheit zu erschaffen und zu manifestieren. Die Verwendung von „Wunderhänden“ deutet auf eine besondere Gabe hin, eine Art göttlicher Eingebung, die es dem Dichter ermöglicht, etwas Außergewöhnliches zu vollbringen.
Der erste Teil des Gedichts konzentriert sich auf den Akt des Schaffens selbst. Die Zeilen „alle Töne wollen klingen, / schwingen jeder Laut“ vermitteln die Intensität und den Drang nach Ausdruck, der dem Dichter innewohnt. Die Erschaffung eines „Liedes zum Preis der Schönheit“ ist das zentrale Ziel. Durch die Hingabe an sein Werk und das Verbeugen davor drückt der Dichter Demut und Respekt vor seiner eigenen kreativen Leistung aus. Dies legt den Fokus auf die innere Ergriffenheit und die Hingabe an die Kunst als solche.
Im zweiten Teil des Gedichts wendet sich der Dichter direkt an „dich“, womit Harun al Raschid gemeint ist. Die Zeilen „Nichts wird dir verborgen bleiben“ und „dir entfalten soll ich Alles“ unterstreichen die Absicht, dem Herrscher die ganze Schönheit und Wahrheit der Welt zu offenbaren. Das Gedicht verspricht, dass sich sogar „das Bild des Lebens selber“ in all seinem Glanz offenbaren soll. Dieser Anspruch ist kühn und verdeutlicht das Selbstbewusstsein des Dichters in Bezug auf seine Fähigkeit, die Essenz des Lebens einzufangen und durch seine Kunst zu vermitteln.
Das Gedicht zeugt von der Ehrfurcht des Dichters vor seinem Handwerk und seiner Fähigkeit, in Anwesenheit des Mächtigen eine Vision der Schönheit und des Lebens zu enthüllen. Es ist ein Loblied auf die Kunst, die Schöpfung und die Macht der Worte, die in der Lage sind, sowohl die Seele des Dichters als auch die des Herrschers zu berühren und zu bezaubern. Die Wiederholung des zentralen Motivs der „Wunderhände“ verstärkt die Vorstellung einer göttlichen oder übernatürlichen Gabe, die es dem Dichter ermöglicht, eine Welt der Schönheit und Wahrheit zu erschaffen und dem Herrscher zugänglich zu machen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.