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Wie Kinder sind wir hilflos

Von

Wie Kinder sind wir hilflos, die nicht wissen,
Ob sie im Diesseits oder Jenseits gehen.
Vor hohen Fenstern sieht man scheu uns stehen.
Man scherzt mit uns. Doch schweigen wir beflissen.

Denn: wenn wir gingen – würde man uns missen?
Und so beschleicht uns nur auf leisen Zehen
Ein Heimweh, mit dem Sommer zu verwehen
Und zu zerrinnen mit den Dämmernissen.

O, man war wohl besorgt, man war bemüht,
Mit manchen Schätzen uns vertraut zu machen.
Um unsere hellen Lippen aber zieht

Ein ängstlich Fremdsein. Unsere überwachen,
Erstaunten Augen sind der Nähe müd.
Auf weiter Fläche grüßen sie den Nachen…

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Wie Kinder sind wir hilflos von Emmy Hennings

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wie Kinder sind wir hilflos“ von Emmy Hennings thematisiert ein Gefühl der Entfremdung und existenziellen Unsicherheit. Die erste Zeile stellt das zentrale Motiv vor: Das lyrische Ich und seine Gefährten fühlen sich wie Kinder, die nicht wissen, ob sie sich im Diesseits oder Jenseits befinden. Dieses Bild deutet eine Orientierungslosigkeit an, als sei die Grenze zwischen Leben und Tod unklar oder verschwommen. Das „scheue Stehen vor hohen Fenstern“ verstärkt die Vorstellung eines Dazwischenseins – einer Existenz, die beobachtet, aber nicht wirklich teilnimmt.

Die zweite Strophe vertieft das Motiv des Heimwehs und der Vergänglichkeit. Die Frage „würde man uns missen?“ drückt eine leise Verzweiflung aus: Das lyrische Ich empfindet sich als unbedeutend und kaum wahrgenommen. Der Sommer und das Dämmern symbolisieren den Übergang, vielleicht sogar das Vergehen des Lebens. Das Bild des „Verwehens“ und „Zerrinnens“ deutet auf eine Auflösung hin, als wäre das lyrische Ich bereits auf dem Weg ins Unbestimmte.

Die letzte Strophe beschreibt eine Welt, die sich bemüht, den Menschen mit „Schätzen“ zu bereichern, doch dieses Bemühen scheint vergeblich. Die „hellen Lippen“ werden nicht von Freude gezeichnet, sondern von „ängstlichem Fremdsein“. Die Augen des lyrischen Ichs sind „der Nähe müd“, was auf eine tiefe Erschöpfung oder Entfremdung hinweist. Der „Nachen“ – ein Boot, das oft mit der Überfahrt ins Jenseits assoziiert wird – erscheint als ein fernes Ziel auf weiter Fläche. Damit endet das Gedicht mit einem Ausblick auf eine unbekannte, vielleicht endgültige Reise, die mit stillem Staunen und Müdigkeit erwartet wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.