Für Musik
Nun die Schatten dunkeln,
Stern an Stern erwacht:
Welch ein Hauch der Sehnsucht
Flutet in der Nacht!
Durch das Meer der Träume
Steuert ohne Ruh‘,
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.
Die sich dir ergeben,
Nimm sie ganz dahin!
Ach, du weißt, daß nimmer
Ich mein eigen bin.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Für Musik“ von Emmanuel Geibel ist eine kurze, aber ausdrucksstarke lyrische Reflexion über Sehnsucht, Hingabe und die Verbindung zweier Seelen. Die nächtliche Szenerie mit erwachenden Sternen schafft eine Atmosphäre der Stille und Romantik, in der die Empfindungen des lyrischen Ichs besonders intensiv zum Ausdruck kommen. Die Nacht wird dabei zum Raum der Sehnsucht, in dem Gefühle frei fließen können.
Das zentrale Motiv des Gedichts ist die Seele des lyrischen Ichs, die wie ein Schiff über das „Meer der Träume“ unermüdlich auf die geliebte Person zutreibt. Dieses Bild vermittelt sowohl eine tiefe innere Unruhe als auch eine zielgerichtete Hingabe – die Liebe wird als etwas Unaufhaltsames dargestellt, das die Seele antreibt und leitet. Die Bewegung im Gedicht ist nicht nur räumlich, sondern auch emotional: vom ersten Aufkeimen der Sehnsucht bis zur völligen Selbstaufgabe.
Die letzte Strophe steigert die Intensität der Gefühle. Die Hingabe des lyrischen Ichs ist vollkommen, es gibt sich der geliebten Person bedingungslos hin. Die Aussage „Ich mein eigen bin“ verdeutlicht, dass die Liebe hier nicht als ein Austausch oder eine Partnerschaft auf Augenhöhe empfunden wird, sondern als völlige Selbstaufgabe. Damit erhält das Gedicht eine melancholische Note, in der Liebe und Sehnsucht mit einer fast schicksalhaften Unausweichlichkeit verbunden sind.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.