Siehst du mich
Zwischen Erde und Himmel?
Nie ging einer über meinen Pfad.
Aber dein Antlitz wärmt meine Welt,
von dir geht alles Blühen aus.
Wenn du mich ansiehst,
wird mein Herz süß.
Ich liege unter deinem Lächeln
und lerne Tag und Nacht bereiten,
dich hinzaubern und vergehen lassen,
immer spiele ich das eine Spiel.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Siehst du mich“ von Else Lasker-Schüler beschreibt eine tief emotionale Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und einer anderen Person, die eine zentrale Bedeutung für das Leben des Sprechers hat. Die ersten Zeilen verdeutlichen eine Art Entfremdung von der Welt, die von Einsamkeit und Isolation geprägt ist. Der „Pfad“, den der Sprecher geht, wird als einsam dargestellt, da „nie einer“ über diesen geht, was auf eine fehlende Verbindung zu anderen Menschen hinweist.
Im weiteren Verlauf des Gedichts tritt die Person, an die das Gedicht gerichtet ist, als eine Art Erlöserfigur auf, deren „Antlitz“ die Welt des lyrischen Ichs erwärmt und alles Leben und Blühen aus ihr hervorgehen lässt. Die Person hat eine transformative Wirkung auf den Sprecher, und der Blick des Angesprochenen löst eine „süße“ Reaktion im Herzen des Ichs aus. Diese Bilder verweisen auf eine starke emotionale Anziehung und die Hoffnung, durch den anderen eine Art Erfüllung zu erfahren.
Das Motiv des „Lächelns“ und des „Lernens“ deutet darauf hin, dass der Sprecher durch die Liebe oder Verehrung für die andere Person wächst. Die Nacht und der Tag, die in einem Atemzug genannt werden, könnten darauf hinweisen, dass der Einfluss dieser Person das ganze Leben des Ichs durchzieht. Die Zeilen „dich hinzaubern und vergehen lassen“ könnten die Unmöglichkeit einer dauerhaften Vereinigung thematisieren, die Veränderlichkeit und die Flüchtigkeit von Liebe oder Begierde.
Schließlich reflektiert das Gedicht eine Art unendliches, vielleicht unerfülltes Spiel, das der Sprecher mit sich selbst und der geliebten Person spielt. Es entsteht das Bild eines ständigen Wechsels zwischen Nähe und Distanz, zwischen Erschaffung und Verlust, was auf die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Sehnsucht nach einer idealisierten Verbindung hinweist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.