Blau wird es in deinen Augen –
aber warum zittert all mein Herz
vor deinen Himmeln?
Nebel liegt auf meiner Wange
und mein Herz beugt sich zum Untergange.
Blau wird es in deinen Augen –
aber warum zittert all mein Herz
vor deinen Himmeln?
Nebel liegt auf meiner Wange
und mein Herz beugt sich zum Untergange.
Das Gedicht „In deinen Augen“ von Else Lasker-Schüler ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über Liebe, Sehnsucht und das innere Erschüttertsein. Die „blauen Augen“ des Geliebten, die als „Himmel“ dargestellt werden, symbolisieren eine unerreichbare, fast göttliche Qualität. Blau, als Farbe, wird oft mit Weite und Tiefe assoziiert, was die Erhabenheit und Unendlichkeit der Augen des Geliebten betont. Doch trotz der Schönheit und Erhabenheit dieser Augen empfindet die Sprecherin Angst und Zittern. Das „zitternde Herz“ verweist auf eine emotionale Unsicherheit oder eine überwältigende Anziehung, die sie sowohl beglückt als auch verängstigt.
Das „Zittern“ vor den „Himmeln“ kann auch als Symbol für die Angst vor einer zu großen Nähe oder der Gefahr der Verzweiflung gedeutet werden. Die Unklarheit und Unsicherheit im Gedicht deuten auf eine widersprüchliche Haltung hin: die Faszination und die Angst vor der Liebe oder der Idee der Liebe. Die Frage, „warum zittert all mein Herz“, bleibt unbeantwortet, was die Verwirrung und das emotionale Dilemma der Sprecherin verstärkt. Diese Unsicherheit gibt dem Gedicht eine fast mystische Qualität, da die Gefühle der Sprecherin nicht klar definiert sind.
Der Nebel, der sich auf ihrer Wange legt, verstärkt das Gefühl von Trauer oder dem Verhüllen von Gefühlen. Nebel steht oft für Unklarheit, Verlust und den Versuch, sich selbst oder etwas anderes zu verbergen. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Sprecherin versucht, ihre Gefühle zu verbergen oder zu verschleiern, während sie sich gleichzeitig von ihnen überwältigen lässt. Das „Herz, das sich zum Untergang beugt“, symbolisiert die Angst vor der unweigerlichen Gefahr oder dem Ende einer Liebe oder einer Hoffnung. Die „Beugung zum Untergang“ könnte das Gefühl des Sich-Opferns oder der Unterwerfung unter eine unerfüllbare Sehnsucht darstellen.
Zusammenfassend ist das Gedicht eine kraftvolle Darstellung der emotionalen Zerrissenheit und der tiefen, unausgesprochenen Sehnsucht nach einer unerreichbaren oder überwältigenden Liebe. Es bleibt offen, ob die Liebe den ersehnten Frieden bringen kann oder ob sie in ihrer Intensität in den Untergang führt.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.