Heimlich zur Nacht
Ich habe dich gewählt
unter allen Sternen
und bin wach – eine lauschende Blume
im summenden Laub.
Unsere Lippen wollen Honig bereiten,
unsere schimmernden Nächte sind aufgeblüht.
An dem seligen Glanz deines Leibes
zündet mein Herz seine Himmel an –
alle meine Träume hängen an deinem Golde,
ich habe dich gewählt unter allen Sternen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Heimlich zur Nacht“ von Else Lasker-Schüler drückt eine tiefe, intime Wahl der Liebe aus, die sowohl mystisch als auch sinnlich in ihrer Darstellung ist. Die Sprecherin beginnt mit der Aussage „Ich habe dich gewählt unter allen Sternen“, was die Bedeutung und Einzigartigkeit der gewählten Liebe unterstreicht. Die Sterne, als Symbole für das Universum und unendliche Möglichkeiten, bilden einen Kontrast zur persönlichen Entscheidung der Sprecherin, diesen einen besonderen Menschen zu wählen.
In den folgenden Versen wird das Bild der Sprecherin als „lauschende Blume im summenden Laub“ verwendet, was ihre Sensibilität und ihr zartes, empfängliches Wesen betont. Die Blume, die aufmerksam das Geschehen um sich herum wahrnimmt, steht für die Bereitschaft, in der Stille und in der Nähe des Geliebten zu sein. Das „summende Laub“ verweist auf eine lebendige, fast magische Atmosphäre, in der die Natur selbst die Zuneigung und das Verlangen der Sprecherin widerspiegelt.
Die Zeile „Unsere Lippen wollen Honig bereiten“ verstärkt die sinnliche Natur des Gedichts und symbolisiert das süße, verlockende Versprechen von Nähe und Berührung. Die „schimmernden Nächte“, die „aufgeblüht“ sind, verweben die Idee von Liebe und Leidenschaft mit der Schönheit und dem Geheimnis der Nacht. Diese Nacht wird zu einem Raum, in dem die Liebe gedeiht und in dem das Verlangen blüht.
Die letzten beiden Verse des Gedichts steigern die emotionale Intensität, indem sie das Bild eines „seligen Glanzes“ und eines „Herzens, das seine Himmel an zündet“ einführen. Der „selige Glanz deines Leibes“ verweist auf die spirituelle und körperliche Anziehung des Geliebten, die so stark ist, dass sie das Herz der Sprecherin in einen Zustand himmlischer Ekstase versetzt. Ihre „Träume“, die „an deinem Golde hängen“, symbolisieren die tiefste Sehnsucht und das vollständige Eintauchen in diese Liebe, die für sie das Höchste ist.
Der abschließende Vers, der erneut die Wahl des Geliebten unter den Sternen betont, verstärkt das Gefühl, dass die Liebe der Sprecherin nicht nur eine zufällige oder flüchtige Wahl ist, sondern eine bewusste, fast göttliche Entscheidung für den einzigen Menschen, der für sie den gesamten Kosmos überstrahlt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.