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Heim

Von

Unsere Zimmer haben blaue Wände
und wir wandeln leisehin durch Himmelweiten,
und am Abend legen Innigkeiten
mit Engelaugen ineinander unsere Hände.

Und wir erzählen uns Geschichten,
bis der Morgen kommt in Silberglocken
und dem Dämmersteine in den Locken,
der Sonne winkt durchs Tor von Wolkenschichten;

Und wie sie tanzt auf unseren wiesenhellen
Teppichen, leicht über sanftverschlungene Blumenstiele!
Zum Liebeslauschen laden unsere Stühle,
und von den Pfeilern fallen Seidenquellen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Heim von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Heim“ von Else Lasker-Schüler beschreibt eine idyllische, fast traumhafte Szenerie, die von einer harmonischen Verbindung zwischen Mensch und Natur durchzogen ist. Der lyrische Sprecher führt den Leser in einen Raum, dessen Wände „blaue“ sind, was auf eine weite, himmlische Atmosphäre hinweist. Die „Himmelweiten“ deuten auf eine grenzenlose Freiheit hin, in der die beiden Figuren des Gedichts sich in intimen Momenten begegnen und einander durch Berührungen und Erzählungen nahe kommen. Diese Nähe wird durch die Bildsprache der „Engelaugen“ und die sanfte, beinahe mystische Ruhe, die das Gedicht durchzieht, verstärkt.

Die zweite Strophe des Gedichts thematisiert den Übergang von Nacht zu Tag, wobei der Morgen in „Silberglocken“ kommt – ein Bild für den zarten und gleichzeitig heiligen Beginn eines neuen Tages. Die „Dämmersteine in den Locken“ sowie die „Wolkenschichten“ verdeutlichen die Verschmelzung von Natur und Mensch, was die Spiritualität der beschriebenen Welt unterstreicht. Das Gedicht scheint den Übergang zwischen Traum und Realität zu zeigen, mit einer fast rituellen Anmut.

In der letzten Strophe wird die Bewegung der Sonne auf poetische Weise dargestellt, die „tanzt“ auf den „wiesenhellen Teppichen“, ein Bild von Leichtigkeit und Lebensfreude. Die „sanftverschlungenen Blumenstiele“ verstärken das Bild einer tiefen Verbundenheit mit der Natur und symbolisieren die Zartheit des Moments. Die „Liebeslauschen“ der Stühle und das Fallen von „Seidenquellen“ aus den Pfeilern vermitteln eine Welt, die von zarter Schönheit und Liebe durchzogen ist. Es entsteht der Eindruck eines heiligen Ortes, in dem Harmonie und Zuneigung herrschen.

Insgesamt schafft Else Lasker-Schüler mit „Heim“ eine fast überirdische Vorstellung von Geborgenheit und Zweisamkeit, in der der Raum und die Natur eine symbiotische Beziehung mit den Gefühlen und Handlungen der Menschen eingehen. Das Gedicht ist eine Einladung, sich in eine Welt der Liebe und des Friedens zu begeben, die jenseits der Zeit und der weltlichen Sorgen existiert.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.