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Es kommt der Abend

Von

Es kommt der Abend und ich tauche in die Sterne,
dass ich den Weg zur Heimat im Gemüte nicht verlerne,
umflorte sich auch längst mein armes Land.

Es ruhen unsere Herzen liebverwandt,
gepaart in einer Schale:
Weiße Mandelkerne –

… Ich weiß, du hältst wie früher meine Hand
verwunschen in der Ewigkeit der Ferne…
Ach meine Seele rauschte, als dein Mund es mir gestand.

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Gedicht: Es kommt der Abend von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es kommt der Abend“ von Else Lasker-Schüler trägt eine starke emotionale und spirituelle Dimension, die von der Sehnsucht nach Nähe und einem tiefen Gefühl der Verbundenheit geprägt ist. Der Abend, der im ersten Vers eingeführt wird, ist ein klassisches Symbol für den Übergang – den Übergang von Tag zu Nacht, aber auch den Übergang von einem Zustand des Suchens und Wanderns hin zu einem Moment der Ruhe und des Wiederfindens. Die Sprecherin taucht „in die Sterne“, was eine mystische, fast transzendente Reise symbolisiert, bei der sie sich an den Weg zur „Heimat“ erinnert. Diese Heimat könnte sowohl ein physischer Ort als auch ein inneres, emotionales Ziel sein.

Die „Heimat im Gemüte“ steht für einen tiefen inneren Frieden und eine Verbundenheit, die der Sprecherin auch dann nicht verloren geht, wenn „mein armes Land“ längst „umflorte“ (also verloren oder verändert) ist. Die Metapher der Heimat verweist auf ein Gefühl der Zugehörigkeit, das durch äußere Umstände nicht zerstört werden kann. Der Gedanke, dass das „Land“ umflort ist, verstärkt die Vorstellung von einer ständigen Veränderung der äußeren Welt, während der innere Frieden, die „Heimat“, erhalten bleibt.

Die zweite Strophe bringt das Bild einer tiefen, spirituellen Verbundenheit. Die Herzen der beiden Liebenden sind „liebverwandt“ und „gepaart in einer Schale“, was ein Bild der Einheit und des gemeinsamen Lebens gibt. Die „weißen Mandelkerne“ könnten als Symbol für Reinheit und Zartheit in der Liebe verstanden werden – eine Verbindung, die sowohl zerbrechlich als auch kostbar ist.

Die Zeilen „Ich weiß, du hältst wie früher meine Hand“ bringen ein starkes Gefühl der Nostalgie und des Verlangens nach einer verlorenen Nähe zum Ausdruck. Diese intime Geste – das Halten der Hand – wird zu einem Symbol für eine fortwährende Verbindung, selbst über räumliche und zeitliche Entfernungen hinweg. Die Vorstellung, dass diese Hand gehalten wird „verwunschen in der Ewigkeit der Ferne“, verstärkt die Idee, dass diese Liebe etwas Unsterbliches, etwas Überzeitliches ist.

Am Ende des Gedichts wird die seelische Erhebung der Sprecherin durch das Geständnis des Geliebten beschrieben. Der Moment, in dem „dein Mund es mir gestand“, lässt die Seele der Sprecherin „rauschen“, was auf die Wucht der Emotionen hinweist, die von dieser Offenbarung ausgelöst wird. Es ist eine Erinnerung an ein starkes Gefühl der Zuneigung und Liebe, das sowohl eine Quelle der Freude als auch der tiefen Verbundenheit darstellt, die über das Physische hinausgeht und in eine geistige und emotionale Sphäre aufsteigt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.