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Die schwarze Bhowanéh

Von

Meine Lippen glühn
und meine Arme breiten sich aus wie Flammen!
Du musst mit mir nach Granada ziehn
in die Sonne, aus der meine Gluten stammen…
Meine Ader schmerzt
von der Wildheit meiner Säfte,
von dem Toben meiner Kräfte.

Granatäpfel prangen
heiß, wie die Lippen der Nacht!
Rot, wie die Liebe der Nacht!
Wie der Brand meiner Wangen.

Auf dem dunklen Schein
meiner Haut schillern Muscheln auf Schnüre gezogen,
und Perlen von sonnenfarb’gem Bernstein
durchglühn meine Zöpfe wie Feuerwogen.
Meine Seele bebt,
wie eine Erde bebt und sich auftut
dürstend nach Luft! Nach säuselnder Flut!

Heiße Winde stöhnen,
wie der Odem der Sehnsucht,
verheerend wie die Qual der Sehnsucht…
Und über die Felsen Granadas dröhnen
die Lockrufe der schwarzen Bhowanéh!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die schwarze Bhowanéh von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die schwarze Bhowanéh“ von Else Lasker-Schüler ist von einer intensiven Sinnlichkeit und einer tiefen, brennenden Sehnsucht durchzogen. Zu Beginn beschreibt die Sprecherin ihre „glühenden Lippen“ und ihre sich ausbreitenden Arme, die mit „Flammen“ verglichen werden. Diese Metaphorik stellt eine Verbindung zur Wärme und zur Leidenschaft her, die die Sprecherin in sich trägt, und fordert den anderen auf, mit ihr nach Granada zu ziehen – einem Ort, der in der Poesie oft für exotische und leidenschaftliche Erlebnisse steht.

Die „Wildheit“ ihrer „Säfte“ und das „Toben ihrer Kräfte“ symbolisieren die ungebändigte Energie und die innere Unruhe der Sprecherin. Sie fühlt sich von ihren eigenen leidenschaftlichen Gefühlen überwältigt, was durch die Darstellung der schmerzenden Ader verstärkt wird. Der Granatapfel, der „heiße“ und „rote“ Früchte trägt, wird zu einem zentralen Symbol für diese explosive Leidenschaft, die die Sprecherin ebenso wie die „Liebe der Nacht“ empfindet.

In den nächsten Versen wird die körperliche Präsenz der Sprecherin verstärkt: Ihre Haut „schillert“ und „Muscheln“ sowie „Perlen von sonnenfarb’gem Bernstein“ glühen durch ihre Zöpfe. Die Verbindung von Natur und Körper wird hier sehr lebendig und sinnlich dargestellt, was die innere Kraft und Schönheit der Sprecherin betont. Sie beschreibt ihre „Seele“, die „bewegt“ wird, „wie eine Erde“, die „dürstend nach Luft“ ist – ein starkes Bild für das Bedürfnis nach Freiheit und Ausdruck.

Am Ende des Gedichts wird die „heißen Winde“ und der „Odem der Sehnsucht“ zu einem Symbol für die quälende, allumfassende Leidenschaft. Der „Verheerung“ der Sehnsucht wird die zerstörerische Kraft dieser Begierde gegenübergestellt. Schließlich, mit den „Lockrufen der schwarzen Bhowanéh“, wird eine mystische, fast übernatürliche Figur eingeführt, die die Sehnsucht und die Leidenschaft in einer geheimnisvollen und gefährlichen Weise verkörpert. Sie ruft die Sprecherin zu einer Art transzendentaler Reise, die sowohl verheißungsvoll als auch gefährlich ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.