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Dein Sturmlied

Von

Brause dein Sturmlied, du!
Und lösche meine Feuersbrunst,
Denn ich ersticke in Flammendunst.
Mann mit den ehernen Zeusaugen,
grolle Gewitter,
entlade Wolken auf mich.
Und wie eine Hochsommererde
werde ich
aufsehnend
die Ströme einsaugen.
Brause dein Sturmlied, du!

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Gedicht: Dein Sturmlied von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dein Sturmlied“ von Else Lasker-Schüler vermittelt eine intensive emotionale Erregung, die durch die Naturgewalten von Sturm und Feuer dargestellt wird. Zu Beginn fordert die Sprecherin den Sturm auf, sein „Sturmlied“ zu brausen und damit ihre innere Unruhe zu stillen. Der „Mann mit den ehernen Zeusaugen“ wird als eine mächtige, fast göttliche Figur dargestellt, die über die Naturgewalten herrscht. Zeus, als Gott des Himmels und des Donners, symbolisiert hier die Kraft des Sturms und der Zerstörung. Diese mythologische Anspielung verstärkt die Vorstellung von einer übermächtigen, unkontrollierbaren Kraft, die die Gefühle der Sprecherin widerspiegelt.

Die „Feuersbrunst“ und der „Flammendunst“ deuten auf eine innere, leidenschaftliche Zerrissenheit hin. Das Feuer steht hier als Symbol für intensive Emotionen, die jedoch gefährlich und zerstörerisch sind. Die Sprecherin gibt an, dass sie in diesen Flammen „ersticke“, was auf das Übermaß und die Überwältigung ihrer Gefühle hinweist. Das Fehlen von Kontrolle über diese Gefühle lässt die Sprecherin in einem Zustand der Not und der Erschöpfung zurück, was sie zu der Bitte führt, der Sturm möge kommen und ihre innere Hitze löschen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die gewaltige Entladung von Wolken und Gewittern heraufbeschworen. Diese Gewitter, die mit Groll und Zorn verbunden sind, sollen auf die Sprecherin herabregnen und sie reinigen. Ihre Darstellung als „Hochsommererde“, die die „Ströme einsaugen“ wird, ist eine kraftvolle Metapher für die Bereitschaft der Sprecherin, diese Entladung zu empfangen. Die „Hochsommererde“ ist in ihrer Trockenheit auf den Regen angewiesen, um wieder zu leben und zu wachsen. Dies könnte auf das Bedürfnis der Sprecherin nach emotionaler Reinigung und Erlösung hinweisen.

Abschließend wiederholt sich der Ruf nach dem „Sturmlied“, was die Dringlichkeit und den Wunsch nach Transformation und Erlösung unterstreicht. Die Sprecherin scheint sich nach einer Befreiung von ihrem inneren Feuer zu sehnen, wobei der Sturm als äußere Kraft fungiert, die ihre inneren Turbulenzen in eine neue Ordnung überführt. Das Gedicht ist eine kraftvolle Darstellung von Leidenschaft, Zerrissenheit und dem Wunsch nach Veränderung, wobei die Natur als Spiegelbild der inneren Welt der Sprecherin dient.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.