Als ich Tristan kennen lernte
O,
Du mein Engel,
Wir schweben nur noch
In holden Wolken.
Ich weiß nicht, ob ich lebe
Oder süß gestorben bin
In deinem Herzen.
Immer feiern wir Himmelfahrt
Und viel, viel Schimmer.
Goldene Heiligenbilder
Sind deine Augen.
Sage – wie ich bin?
Überall wollen Blumen aus mir.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Als ich Tristan kennen lernte“ von Else Lasker-Schüler ist ein Ausdruck intensiver, fast mystischer Verliebtheit. Die poetische Sprache evoziert eine fast übernatürliche Verbindung zwischen der Sprecherin und Tristan. Der Beginn des Gedichts, „O, Du mein Engel“, verdeutlicht die Vergötterung des Geliebten, der in den Augen der Sprecherin nicht mehr ein Mensch, sondern ein Engel ist. Die „holden Wolken“, in denen sie schweben, unterstreichen das Gefühl der Entrücktheit, als ob sie sich in einer anderen, idealisierten Welt befinden.
Die Frage „Ich weiß nicht, ob ich lebe oder süß gestorben bin“ zeigt die Auflösung der Grenze zwischen Leben und Tod, was die Intensität der Empfindungen und das Überschreiten von irdischen Dimensionen reflektiert. Es entsteht der Eindruck, dass der Sprecherin ihre eigene Existenz im Angesicht dieser Liebe fraglich erscheint – vielleicht ist sie in Tristans Liebe „gestorben“, aber auf eine romantische und selige Weise.
Die wiederkehrende Feier von „Himmelfahrt“ und der „viel, viel Schimmer“ verstärken die himmlische und feierliche Atmosphäre des Gedichts. Der Glanz und die Heiligkeit der Beziehung werden durch die „goldenen Heiligenbilder“, die Tristans Augen symbolisieren, nochmals hervorgehoben. Der Engel- und Heiligenschein der geliebten Person stellt eine göttliche Verehrung dar, die über die irdische Liebe hinausgeht.
Am Ende fragt die Sprecherin „Sage – wie ich bin?“, was darauf hinweist, dass sie sich durch die Liebe verändert hat. Sie fühlt sich als Quelle von Schönheit und Leben, in der „überall Blumen aus ihr wollen“. Die Frage zeigt gleichzeitig eine Sehnsucht nach Bestätigung der eigenen Identität durch den Geliebten. Es ist eine Einladung, sich selbst in der Liebe zu entdecken und in dieser idealisierten Beziehung aufzugehen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.