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Das Eichhorn

Von

O allerliebstes Eichhorn!
Schon lang steh‘ ich vor deinem,
Dir unbequemen Käfig,
Und kann nicht satt mich sehen
An deinen raschen, holden
Bewegungen und Spielen.
Ich möchte gern dich streicheln,
Doch fürcht‘ ich deine Zähne,
So scharf, so fein, wie Nadeln.
Nicht ich fürwahr, o Eichhorn,
Hab‘ dich in dies Gefängniß
Gesperrt; ich säh‘ viel lieber
Dich auf den hohen Gipfeln
Der nahen Bäume hüpfen
Mit Vögeln in die Wette.
Ich möchte gern dein Nest sehn
Mit seinen bald geschloßnen,
Bald offnen Thüren, daß ja
Kein rauher Wind die zarten,
Noch unbedeckten Kinder
Mit kaltem Hauch berühre.
O glücklich Thier! Bewohner
Von zweien Elementen!
Die Erde beut zur Nahrung
Auf niedrigen Gesträuchen
Die Fülle dir der Früchte
Und klaren Thau auf Blättern;
Und deine Freuden findest
Du auf der Eiche Gipfel
Im hohen Reich der Lüfte.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Eichhorn von Elisabeth Kulmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Eichhorn“ von Elisabeth Kulmann drückt die Bewunderung des Sprechers für das Eichhörnchen aus, das in einem Käfig gefangen ist, während es in der freien Natur so lebendig und unbeschwert wäre. Zu Beginn beschreibt der Sprecher, wie er fasziniert von den „raschen, holden Bewegungen“ des Tieres ist, das im Käfig gefangen ist. Das Bild des Käfigs wird dabei als eine Form der Gefangenschaft dargestellt, die den natürlichen Bewegungsdrang des Eichhörnchens einschränkt. Der Sprecher zeigt Mitgefühl und eine gewisse Reue, dass das Tier in einem solchen Zustand leben muss.

Trotz des Wunsches, das Eichhörnchen zu streicheln, herrscht eine gewisse Distanz und Vorsicht. Der Sprecher fürchtet sich vor den scharfen Zähnen des Tieres, was eine metaphorische Warnung vor der Unzugänglichkeit der Natur und der Wildheit des Tieres ist. Diese Zähne, „so scharf, so fein wie Nadeln“, können als Symbole für die wilden, ungezähmten Kräfte der Natur verstanden werden, die sich nicht in den menschlichen Rahmen einer Zähmung oder Kontrolle fügen lassen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts äußert der Sprecher den Wunsch, das Eichhörnchen in seiner natürlichen Umgebung zu sehen – auf den „hohen Gipfeln der Bäume“, wo es frei und ungebunden in Konkurrenz mit den Vögeln um die besten Plätze im Himmel springt. Das Bild von „Zweien Elementen“ – der Erde und der Luft – verstärkt die Vorstellung von Freiheit und natürlicher Existenz, die das Eichhörnchen in der Wildnis erfährt.

Kulmann nutzt das Eichhörnchen als Symbol für das ungezähmte, freie Leben und die Schönheit der Natur, die der menschliche Einfluss nur einschränken kann. Das Gedicht hebt die tief empfundene Sehnsucht nach Freiheit und Naturverbundenheit hervor, wobei das Eichhörnchen als Inbegriff einer ungebundenen Existenz dient. Es steht als Metapher für das Leben in seiner natürlichsten Form, unberührt und frei von den Zwängen der Zivilisation.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.