Unterm Kinn die Violine,
die Augen aus fernem Land,
seine weiße Hand
reißt die Saiten wilder und wilder.
Alle Seelen werden wach,
Auferstehungstag.
Einen Engel sieht man flüchten,
wie vor wirren Balsamdüften.
Unterm Kinn die Violine,
die Augen aus fernem Land,
seine weiße Hand
reißt die Saiten wilder und wilder.
Alle Seelen werden wach,
Auferstehungstag.
Einen Engel sieht man flüchten,
wie vor wirren Balsamdüften.
Das Gedicht „Spielmann“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen beschreibt in eindringlichen Bildern die ekstatische Musik eines Violinisten und ihre tiefgehende Wirkung auf die Zuhörer. Der Spielmann wird mit intensiven, fast übernatürlichen Eigenschaften versehen: Seine Augen scheinen aus einer fremden Welt zu stammen, und seine Hand spielt mit zunehmender Wildheit auf der Violine. Diese Darstellung verleiht ihm etwas Magisches oder Visionäres.
Die Musik des Spielmanns entfaltet eine transformative Kraft. Die Zeile „Alle Seelen werden wach“ deutet an, dass seine Darbietung eine Art Erweckung oder tiefes inneres Berührtsein bewirkt. Der Begriff „Auferstehungstag“ verstärkt dieses Motiv und lässt die Musik fast wie ein spirituelles Ereignis erscheinen, das die Zuhörer aus einem totenähnlichen Zustand zurück ins Leben ruft.
Besonders geheimnisvoll ist das Bild eines Engels, der vor den Klängen des Spiels flieht. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Musik eine überwältigende, vielleicht sogar unkontrollierbare Kraft besitzt, die selbst himmlische Wesen vertreibt. Die Verbindung zu „wirren Balsamdüften“ könnte eine Assoziation mit Rausch, Heilung oder Verwirrung wecken. Insgesamt vermittelt das Gedicht eine faszinierende Mischung aus Ekstase, Erweckung und einer fast unheimlichen Macht der Musik.
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