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Klage

Von

Alle wandern in den selbstgeworfnen Schatten.
Vor den Augen tanzen schwarze Punkte.
In des Weibes Anblick ist der Mann versunken,
und das Weib sucht einen Gatten.

Und die Alten, die Asketen und Genießer
finden Galle auf dem Grund des Lebenskelches.
Ihre Hände, die wie Blätter welken,
streuen Asche. Alle werden Büßer.

O, sie suchen, suchen durch die Welt nach Seele,
dem Kristall sechsfacher Säuleneinheit.
Alle klagen, dass die Zweiheit
sie zu eng mit ihrem Leib vermähle.

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Gedicht: Klage von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Klage“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen thematisiert die Sehnsucht der Menschen nach einer tieferen, spirituellen Erfüllung und zugleich ihr Scheitern an der irdischen Existenz. Die erste Strophe beschreibt, wie die Menschen in selbstgeworfenen Schatten wandern – ein Bild für die Verstrickung in eigene Illusionen und Begrenzungen. Der Mann versinkt im Blick einer Frau, doch diese sucht nicht nur Leidenschaft, sondern einen Gatten – eine Andeutung, dass zwischen Begehren und tieferer Verbindung oft eine Diskrepanz besteht.

In der zweiten Strophe erweitert sich die Perspektive auf die Alten, Asketen und Genießer, die letztlich alle dasselbe Los teilen: Am Ende ihres Lebens schmeckt selbst der reichste Kelch nach Galle. Ihre welken Hände, die Asche streuen, deuten auf Vergänglichkeit und Reue hin – eine universelle Bußhaltung, die das Leben als eine Ansammlung unerfüllter Hoffnungen und Enttäuschungen erscheinen lässt.

Die letzte Strophe verdichtet das zentrale Motiv: Alle suchen in der Welt nach „Seele“, nach einer vollkommenen, kristallklaren Ordnung. Doch stattdessen klagen sie über die Zweiheit, die sie mit ihrem Leib verbindet – eine Anspielung auf die menschliche Existenz zwischen Geist und Körper, zwischen Sehnsucht nach Transzendenz und der Erdenschwere des physischen Daseins. Das Gedicht zeichnet damit ein melancholisches Bild der menschlichen Suche nach Sinn, das von Entfremdung und innerer Zerrissenheit geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.