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Fujiyama

Von

Immer überragt
vom hohen Berg.
Welch ein Land,
wo sich Linie zu Linie
in Gebärdereichtum spannt,
wo in Ehrfurcht und in Wohlgefallen
jeden Tag die Geishas
zu dem Berg hinüberblinzeln,
wenn sie, hinter Binsenmatten tanzend,
einem Liebsten winken.

Schnee liegt auf dem Gipfel, nicht als Last.
O, er weiß ihn stolz zu tragen,
er, der alte Fujiyama.
Er ist viel tausend Jahre älter
als die uralten Völkerväter.

Staunend denkt die kleine Jungfrau daran,
die den Hausaltar
mit Blütenzweigen kränzt,
während ihre Seele vor Entzücken brennt:
Wie herrlich die heilige, gewaltige Bergpyramide
wieder glänzt.

Ihr lieben Götter des Herdes,
ich möchte euch ewigen Schnee holen,
aber meine schwachen Sohlen
schreiten mühsam auf der Erde.
Für mich ziehen Pilger
die steinigen Pfade
zum Tempel der Kuanon.
Kuanon ist Gnade.

Und die Jungfrau schließt den Laden
gegen den weißen Berg
und fühlt dabei:
Mein Volk lebt in Stärke und Würde,
Mein Volk ist frei.

Der unsterbliche Berg
und ich, das sterbliche Weib,
stehen in Ehren.
Wie sanft fließen die Tage,
wenn erhabene Mächte regieren.

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Gedicht: Fujiyama von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Fujiyama“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen setzt sich mit der symbolischen Bedeutung des Berges Fuji auseinander, der als Sinnbild für Beständigkeit, Ehrfurcht und nationale Identität erscheint. Der Berg wird nicht nur als geografisches Wahrzeichen beschrieben, sondern als spirituelle und kulturelle Konstante, die das Leben der Menschen beeinflusst und überragt.

Die Geishas, die mit Anmut und Zurückhaltung in Richtung des Berges blicken, sowie die junge Frau, die ihren Hausaltar schmückt, verkörpern eine tiefe Verbindung zwischen Natur, Tradition und Spiritualität. Die ehrfürchtige Bewunderung für den „heiligen, gewaltigen Berg“ wird besonders in der Perspektive der jungen Frau deutlich, die ihn als Zeichen von Größe und Reinheit betrachtet. Die Gegenüberstellung des ewigen, unerschütterlichen Berges mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens verstärkt den Eindruck von Demut und Hingabe.

Gleichzeitig reflektiert das Gedicht den Stolz auf die eigene Kultur und Geschichte. Die Verse „Mein Volk lebt in Stärke und Würde, / Mein Volk ist frei“ vermitteln ein tiefes Gefühl der nationalen Identität. Die Pilger, die mühsam den steinigen Pfad zum Tempel der Kuanon erklimmen, stehen für eine spirituelle Reise, die der Einzelne nicht immer selbst antreten kann, aber dennoch als Teil eines größeren Glaubens- und Wertesystems anerkennt.

Am Ende des Gedichts entsteht ein Bild harmonischer Ordnung, in der die „erhabenen Mächte“ regieren und das Leben sanft fließen lassen. Der Fujiyama bleibt ein Symbol für Kontinuität und göttliche Kraft, während der Mensch sich seiner Sterblichkeit bewusst ist. Dieses Zusammenspiel aus Naturverehrung, spiritueller Demut und kultureller Identität verleiht dem Gedicht eine meditative und fast zeitlose Qualität.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.