Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , ,

Du meiner Sehnsucht Urwald

Von

Du meiner Sehnsucht Urwald!
Bis zum Meer hinab
steigst du
und läßt die Zweige schleppen.
Eilfertig wachsen junge Stämme nach,
die sich am Leben
unschuldvoll ergötzen.

Wer furchtsam ist,
erschrickt vor deinen Schatten:
kein höfisch Fräulein,
keine hohen Hacken
lustwandeln hier;
die Herren vom Turnier
sind zu besorgt
um ihre goldverbrämten Jacken.

Doch ein frisch Blut, ein Abenteurerkind
bahnt sich den Weg
und greift fest in die Nesseln:
das ist ein Mann,
der sich aus Dornenhecken
Stecken bricht.

Du meiner Sehnsucht Urwald!
Mit dem Meer
wetteiferst du im Zwiegesang der Stürme.
Wenn sich die Wogen hoch zu Orgelpfeifen türmen,
dann schwirren im Orchester
deiner Wipfel Geigen,
und auf den wasserüberspülten Zweigen
tanzt rasend weißer Gischt Cancan.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Du meiner Sehnsucht Urwald von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Du meiner Sehnsucht Urwald“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen beschreibt den Urwald als Sinnbild für eine wilde, ungebändigte Sehnsucht und Abenteuerlust. Die Natur erscheint in ständiger Bewegung – junge Stämme wachsen nach, Zweige reichen bis zum Meer, als sei der Urwald selbst ein lebendiges Wesen. Diese Dynamik vermittelt einen Eindruck von natürlicher Kraft und Erneuerung, die das lyrische Ich fasziniert.

Der zweite Abschnitt setzt einen Kontrast zwischen vorsichtiger Zurückhaltung und mutiger Entdeckerfreude. Der Urwald ist kein Ort für höfische Eleganz oder Statusbewusstsein – jene, die an Konventionen hängen, schrecken vor seinen Schatten zurück. Stattdessen wird das Bild eines Abenteurers gezeichnet, der sich furchtlos seinen Weg bahnt und dabei sogar die schmerzhaften Nesseln in Kauf nimmt. Dies deutet auf ein Ideal des freien, unerschrockenen Menschen hin, der sich nicht von Hindernissen abschrecken lässt.

In der letzten Strophe steigert sich die Naturmetaphorik ins Dramatische: Der Urwald wird mit dem Meer verglichen, und beide verschmelzen in einem wilden „Zwiegesang der Stürme“. Die Natur wird zum musikalischen Orchester, in dem Wellen wie Orgelpfeifen aufragen und der Wind in den Baumkronen Geigenklänge erzeugt. Das Bild des „weißen Gischts“, der auf den Zweigen Cancan tanzt, verleiht der Szene eine fast übermütige Lebendigkeit. Das Gedicht feiert die ungezähmte Kraft der Natur und der menschlichen Sehnsucht – beides lässt sich nicht in geordnete Bahnen lenken, sondern entfaltet sich in wilder, rauschhafter Bewegung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.