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Die Amazone

Von

Vom Schwarzen Meer
kamen sie her;
mit fliegenden Haaren;
auf Rossen,
goldhuf beschlagen;
und alle tragen
Schilde und Speer.
Vor ihnen her
reitet
Pentesilea.

Erschlagen will sie
den besten Mann.
Erschlagen, weil er ihr Herz gewann,
Achilles.

Kein Hemd
schirmt ihre zarte Brust.
Furchtfremd,
in Kampflust
funkelt ihr Auge;
Achilles steht und starrt sie an.
„Nun wehr dich! Achilles!
Ich will dich erschlagen!
Ich! Pentesilea!“
Sie sprengt heran.

Im Todessprung steigt
hufblitzend ein Roß.
Achilles schaudert: sein Geschoß
färbt sich in heißem Herzblut.
Zwei nackte Arme,
ringgeschmückt,
fallen zur Seite –
Nie wieder reitet,
nie wieder streitet
Pentesilea.

Achilles barg sich in seinem Zelt
drei Tage lang.
Sein Herz blieb ihm für immer krank.
So schlug den Helden
Pentesilea.

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Gedicht: Die Amazone von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Amazone“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen thematisiert das tragische Schicksal der Pentesilea, der legendären Königin der Amazonen, die im Kampf gegen Achilles fällt. Es schildert in eindringlichen Bildern ihren furchtlosen Ritt in die Schlacht, ihre Kampflust und die tödliche Begegnung mit Achilles. Die Amazone wird als wilde, stolze Kriegerin beschrieben, die sich keinem Mann unterwirft und dennoch in einem paradoxen Schicksal gefangen ist: Sie will den Mann töten, den sie liebt.

Die Sprache des Gedichts ist dynamisch und voller Bewegung. Die Reihung kurzer Sätze und die lautmalerischen Elemente wie „hufblitzend“ oder „goldhuf beschlagen“ erzeugen eine dramatische Atmosphäre. Besonders der direkte Ausruf „Nun wehr dich! Achilles!“ verstärkt die Dringlichkeit des Moments. Doch während Pentesilea mit aller Entschlossenheit angreift, bleibt Achilles zunächst starr, überwältigt von ihrem Anblick. Letztlich endet der Kampf mit ihrem Tod – ein Moment, der in seiner Plötzlichkeit und Bildhaftigkeit erschütternd wirkt.

Das Ende des Gedichts kehrt die Verhältnisse um: Zwar fällt Pentesilea durch Achilles’ Speer, doch ihr Tod trifft ihn so tief, dass er sich drei Tage lang in sein Zelt zurückzieht und für immer gezeichnet bleibt. Die letzte Zeile „So schlug den Helden Pentesilea“ kehrt das Geschehen um und deutet an, dass nicht Achilles als Sieger hervorgeht, sondern Pentesilea durch ihren Tod eine tiefere Wunde hinterlässt. Damit stellt das Gedicht nicht nur die Tragik des Schicksals der Amazone dar, sondern auch die Ironie eines Sieges, der zugleich eine Niederlage ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.