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Gebet

Von

Herr! schicke was du willt,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, daß beides
Aus Deinen Händen quillt.

Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.

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Gedicht: Gebet von Eduard Mörike

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gebet“ von Eduard Mörike ist ein Ausdruck der Demut und des Vertrauens in Gottes Führung, unabhängig von den äußeren Umständen. Der Sprecher beginnt mit einem klaren Appell an Gott: „Herr! schicke was du willt“, wobei er sich dem Willen Gottes hingibt, sei es „ein Liebes oder Leides“. Diese Haltung zeigt eine innere Bereitschaft, sowohl Freude als auch Leid zu akzeptieren, da der Sprecher das Vertrauen hat, dass beides aus Gottes Hand kommt. Der Sprecher erkennt an, dass alle Erfahrungen, ob gut oder schlecht, letztlich Teil eines göttlichen Plans sind und somit auch ihre eigene Bedeutung und ihren Platz im Leben haben.

Die zweite Strophe verstärkt diese Hingabe und Demut weiter. Der Sprecher bittet Gott, ihn weder mit übermäßiger Freude noch mit übermäßigem Leid zu überschütten. Dies spiegelt den Wunsch nach einem ausgewogenen Leben wider, in dem weder die ekstatische Freude noch die überwältigende Trauer den Menschen erdrücken. Hier wird eine Balance zwischen den Extremen angestrebt, und der Sprecher bittet um Maß und Mäßigung.

Der letzte Vers „Doch in der Mitten / Liegt holdes Bescheiden“ bringt das zentrale Thema des Gedichts auf den Punkt: Der Sprecher betont, dass wahres Glück in der Bescheidenheit liegt. In der Mitte, im Zustand der Mäßigung und des Maßhaltens, findet sich eine „holdes Bescheiden“, was auf die innere Zufriedenheit hinweist, die sich durch die Akzeptanz von Gottes Plan und die Abwesenheit von übermäßigen Wünschen oder Ängsten ergibt. Diese „Bescheidenheit“ symbolisiert die innere Ruhe und das Gleichgewicht, das durch das Vertrauen in Gott und die Akzeptanz des Lebens entsteht.

Mörike drückt hier die Weisheit einer demütigen und ausgeglichenen Lebenshaltung aus, die weder in exzessiver Freude noch in übermäßigem Leid verhaftet ist. Das Gedicht ruft dazu auf, die Mitte zu suchen und in der Bescheidenheit wahres Wohl zu finden, was in der Ruhe und Akzeptanz Gottes zu erlangen ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.