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Dunkel war′s, der Mond schien helle

Von

Dunkel war′s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute
schweigend ins Gespräch vertieft
als ein totgeschossner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und der Wagen fuhr im Trabe
rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
grade eine Turmuhr auf.

Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
zwei Kamele lautlos Schach.

Und auf einer roten Bank,
die blau angestrichen war
saß ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm ne alte Schrulle,
die kaum siebzehn Jahr alt war,
in der Hand ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

Oben auf dem Apfelbaume,
der sehr süße Birnen trug,
hing des Frühlings letzte Pflaume
und an Nüssen noch genug.

Von der regennassen Straße
wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
mächtig an den Ohren fror.

Beide Hände in den Taschen
hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
wie nach Veilchen roch die Kuh.

Und zwei Fische liefen munter
durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
und der graue Tag erschien.

Holder Engel, süßer Bengel,
furchtbar liebes Trampeltier.
Du hast Augen wie Sardellen,
alle Ochsen gleichen Dir.

Eine Kuh, die saß im Schwalbennest
mit sieben jungen Ziegen,
die feierten ihr Jubelfest
und fingen an zu fliegen.
Der Esel zog Pantoffeln an,
ist übers Haus geflogen,
und wenn das nicht die Wahrheit ist,
so ist es doch gelogen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Dunkel war′s, der Mond schien helle von Unbekannt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ von unbekannter Autorenschaft ist ein Meisterwerk des Nonsense, das durch seine surrealen Bilder und die konsequente Brechung jeglicher Logik besticht. Es erzeugt eine Atmosphäre der Absurdität, in der die Elemente der Realität auf groteske Weise verdreht und neu kombiniert werden. Die scheinbar wahllos aneinandergereihten Verse entziehen sich einer einfachen Interpretation und laden den Leser dazu ein, sich auf die spielerische Seite der Sprache und Vorstellungskraft einzulassen.

Die Stärke des Gedichts liegt in der Auflösung des narrativen Fadens und der Schaffung einer Welt, die sich jeder konventionellen Beschreibung entzieht. Die beschriebenen Szenen, wie der Hase, der Schlittschuh läuft oder Kamele, die Schach spielen, sind so absurd, dass sie jegliche Erwartungshaltung untergraben. Die scheinbare Inkonsistenz der Bilder und der unlogische Ablauf der Ereignisse sind nicht als Fehler, sondern als bewusste Stilmittel zu verstehen, um die Grenzen der Realität zu sprengen und eine Welt der Fantasie zu eröffnen. Der Reiz liegt in der Überschreitung der Erwartungshaltungen und der bewussten Verwirrung des Lesers.

Die verwendeten Stilmittel unterstützen die Wirkung des Gedichts. Der Reim, der Rhythmus und die sprachliche Gestaltung, die von Alltagsphrasen bis hin zu poetischen Bildern reicht, erzeugen einen Sog, der den Leser in die Welt des Absurden hineinzieht. Die Verwendung von Gegensätzen und Übertreibungen, wie „dunkel war’s, der Mond schien helle“ oder der „kohlrabenschwarzen“ Haare des Jünglings, verstärkt den Eindruck der Unwirklichkeit. Auch die Vermischung von Mensch, Tier und Gegenständen trägt zu der surrealen Atmosphäre bei.

Das Gedicht endet mit einer Zusammenfassung der Absurdität, wobei die letzte Strophe die Unwirklichkeit nochmals hervorhebt, indem sie die Aussage, die vorher beschrieben wurde, hinterfragt. Durch die Verwendung von Metaphern, wie „Du hast Augen wie Sardellen“, und die abschließende Feststellung „so ist es doch gelogen“ wird der Eindruck des Spielerischen und des Nicht-Wahrheitsgetreuen unterstrichen. Die Botschaft des Gedichts scheint darin zu liegen, die eigene Vorstellungskraft anzuregen und die Welt aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu betrachten. Es ist ein Spiel mit Sprache, Erwartungen und der Logik, das den Leser dazu einlädt, die Grenzen der Realität zu hinterfragen und sich auf die unendlichen Möglichkeiten der Fantasie einzulassen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.