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Die Zärtlichkeiten

Von

Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten,  Die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun,  Weil hinter ihnen schon die wilden Stunden schreiten,  Die sich wie Pfeiler wuchtend in das Leben baun.
Ein Duft sind sie; des Blutes flüchtigste Berührung,  Ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand – Sie knistern schon wie rote Funken der Verführung  Und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand.
Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben  Noch sanft und absichtslos und leise nur verwirrt,  Wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben,  Der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird.

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Gedicht: Die Zärtlichkeiten von Stefan Zweig

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Zärtlichkeiten“ von Stefan Zweig befasst sich mit dem flüchtigen, aber intensiven Zauber der ersten zarten Berührungen und Annäherungen in einer Liebesbeziehung. Es ist eine Ode an die Unschuld, das Zögern und die Vorahnung, die diese Momente prägen. Die ersten Zeilen deuten bereits auf eine Ambivalenz hin: Die Zärtlichkeiten sind „bang“, also ängstlich oder unsicher, aber gleichzeitig auch voller Vertrauen. Diese Spannung, diese Mischung aus Frage und Anvertrauen, kennzeichnet die besondere Qualität dieser frühen Momente, in denen die Zukunft einer leidenschaftlichen Beziehung bereits in Ansätzen erkennbar ist.

Die zweite Strophe intensiviert das Bild, indem die flüchtigen Eindrücke – „Duft“, „rascher Blick“, „Lächeln“ – als Vorboten des kommenden Feuers inszeniert werden. Zweig verwendet eindrucksvolle Metaphern, um die Verführungskraft dieser Momente zu veranschaulichen. Die „roten Funken“ deuten auf die kommende Leidenschaft hin, während die „Feuergarben“ des „Nächte Brand“ die Intensität der Gefühle beschreiben, die in diesen frühen Begegnungen bereits keimen. Dies deutet auf eine gewisse Tragik hin, da die Zärtlichkeiten zwar süß und reizvoll sind, aber bereits das Unheil in sich tragen.

Die letzte Strophe lenkt den Blick zurück auf die Unschuld dieser Momente. Die Zärtlichkeiten werden als „sanft und absichtslos“ und „leise nur verwirrt“ beschrieben. Das Bild der „Bäume“, die dem Frühlingswind entgegenbeben, verstärkt den Eindruck der Verletzlichkeit und des unaufhaltsamen Fortschreitens der Liebe. Der „Frühlingswind“, der die Bäume „zerbrechen wird“, steht sinnbildlich für die zerstörerische Kraft der Leidenschaft, die letztlich über die Unschuld der ersten Begegnungen hinwegfegt.

Insgesamt ist das Gedicht ein melancholisches Loblied auf die Schönheit und Vergänglichkeit der ersten Liebeserfahrungen. Es zeigt die Spannung zwischen dem Wunsch nach Liebe und der gleichzeitigen Angst vor deren zerstörerischer Kraft. Zweigs Sprache ist sinnlich und bildhaft, und die Metaphern erzeugen ein starkes Gefühl von Vorahnung und Tragik. Das Gedicht vermittelt die Erkenntnis, dass die süßen, ersten Zärtlichkeiten oft den Beginn einer leidenschaftlichen Beziehung markieren, die sowohl Glück als auch Schmerz in sich birgt.

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Lizenz und Verwendung

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