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Die verworfene Liebe

Von

Ich habe genug.
Lust, Flammen und Küße
Sind giftig und süße
Und machen nicht klug.
Komm, selige Freyheit und dämpfe den Brand,
Der meinem Gemüte die Weisheit entwand.

Was hab ich getan!
Jetzt seh ich die Triebe
Der törichten Liebe
Vernünftiger an;
Ich breche die Fessel, ich löse mein Herz
Und hasse mit Vorsatz den zärtlichen Schmerz.

Was quält mich vor Reu?
Was stört mir vor Kummer
Den nächtlichen Schlummer?
Die Zeit ist vorbei.
O köstliches Kleinod, o teurer Verlust!
O hätt ich die Falschheit nur eher gewußt!

Geh, Schönheit, und fleuch!
Die artigsten Blicke
Sind schmerzliche Stricke;
Ich mercke den Streich.
Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzwei
Und zeigt meiner Schönen: Nun leb ich recht frei.

Nun leb ich recht frei
Und schwöre von Herzen,
Daß Küssen und Scherzen
Ein Narrenspiel sei;
Denn wer sich verliebet, der ist wohl nicht klug.
Geh, falsche Syrene, ich habe genug!

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Gedicht: Die verworfene Liebe von Johann Christian Günther

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die verworfene Liebe“ von Johann Christian Günther ist eine klare Absage an die Liebesleidenschaft und ein Bekenntnis zur wiedergewonnenen Freiheit. Der Sprecher hat genug von den „giftig und süßen“ Freuden der Liebe und wendet sich von ihnen ab. Das Gedicht drückt eine tiefe Ernüchterung und den Wunsch nach Vernunft aus, nachdem der Sprecher die negativen Auswirkungen der Liebe am eigenen Leib erfahren hat. Es handelt sich um eine Art Bilanz, in der er sich von der Liebe verabschiedet und die Befreiung von ihren Fesseln feiert.

In den ersten beiden Strophen wird die Absage an die Liebe artikuliert. Der Sprecher beklagt die Torheit, der er verfallen ist, und reflektiert über die „törichten Liebe“ mit einem vernünftigeren Blick. Er will sich von den „Fesseln“ befreien und sich von dem „zärtlichen Schmerz“ lossagen. Die folgenden Strophen verdeutlichen die Erkenntnis über die vermeintliche Täuschung, die mit der Liebe einhergeht. Das Bedauern über die verlorene Zeit und die bittere Erkenntnis über die „Falschheit“ der geliebten Person sind deutlich spürbar.

Die Sprache des Gedichts ist direkt und ehrlich. Der Sprecher verwendet einfache Worte und drückt seine Gefühle klar aus. Die Verwendung von kraftvollen Bildern wie „Flammen“, „Brand“, „Fessel“ und „Stricke“ unterstreicht die Intensität seiner Emotionen. Die Verse sind mit Reimen versehen, wodurch eine gewisse Musikalität entsteht, die den expressiven Charakter des Gedichts unterstützt. Das Gedicht ist aus der Perspektive des Ich-Erzählers verfasst, was die persönliche Natur des Erlebnisses betont und dem Gedicht eine größere Authentizität verleiht.

Die letzte Strophe ist ein Triumph über die zurückgewonnene Freiheit. Der Sprecher schwört der Liebe mit Überzeugung ab und betrachtet Küssen und Scherzen als „Narrenspiel“. Er verabschiedet sich von der „falschen Syrene“ und bekräftigt seinen Entschluss, ein Leben in Freiheit und Vernunft zu führen. Das Gedicht ist somit eine kraftvolle Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der Liebe und ein Bekenntnis zur Selbstbefreiung. Es ist ein Ausdruck von Selbstfindung und dem Wunsch, sich von den Illusionen der Liebe zu befreien und ein Leben in größerer Klarheit und Freiheit zu führen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.