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Die verwelkten Blumen

Von

Aus des Glückes unumwölkten Tagen
Hab′ ich Euch mir liebend aufgespart,
Am gerührten Herzen Euch getragen,
Und mit stiller Sorgfalt Euch verwahrt.

Dennoch – fühllos gegen treue Pflege,
Ist verblichen Euere bunte Zier,
Und wie Blumen am gemeinen Wege
Blühn und welken, so vergingt auch Ihr.

Dientet Ihr zum Sinnbild wohl der Liebe?
Wird auch sie der Stunden leichter Raub? –
Sinkt, dass nichts auf Erden heilig bliebe,
Auch der Liebe Blüthe in den Staub? –

Dann, o dann kann dieses öde Leben,
Das so reich, so herrlich einst mir schien,
Keinen tröstenden Ersatz mir geben
Für die Lieblingsträume, die mich fliehn.

Dann, Ihr Blumen, werd′ ich Euch beneiden,
Dass Ihr früh dem Tode Euch geweiht,
Denn noch bittrer als der Trennung Leiden
Ist des höchsten Glücks Vergänglichkeit.

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Gedicht: Die verwelkten Blumen von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die verwelkten Blumen“ von Charlotte von Ahlefeld reflektiert über die Vergänglichkeit des Glücks und der Liebe anhand des Metaphern des Verwelkens. Die ersten beiden Strophen beschreiben die liebevolle Aufbewahrung der Blumen, die als Erinnerung an glückliche Zeiten dienten. Trotz der sorgfältigen Pflege welken die Blumen, was die Autorin als Analogie zur Vergänglichkeit aller irdischen Freuden interpretiert. Die Verwendung von Wörtern wie „aufgespart“, „getragen“ und „verwahrt“ deutet auf eine tiefe emotionale Bindung an die Erinnerungen und das damit verbundene Glück hin.

Die dritte Strophe wirft die Frage auf, ob die Liebe, wie die Blumen, ebenfalls dem Lauf der Zeit unterliegt. Die Autorin scheint die Idee zu bedauern, dass selbst die Liebe, die als heilig angesehen wird, dem Verfall unterliegt. Der Ausdruck „Staub“ am Ende der Strophe symbolisiert die Auflösung und das Verschwinden. Die Rhetorische Frage deutet auf die Verzweiflung und den Schmerz über die Erkenntnis der Vergänglichkeit hin.

Die vierte und letzte Strophe drückt die daraus resultierende Trauer und den Verlust jeglichen Trostes aus. Das Leben, das einst „reich“ und „herrlich“ erschien, wird nun als „öde“ wahrgenommen, da die „Lieblingsträume“ entschwunden sind. Die Autorin beneidet die Blumen für ihren frühen Tod, da die Vergänglichkeit des größten Glücks als bittere Erfahrung wahrgenommen wird.

Das Gedicht zeichnet sich durch seine melancholische Stimmung und die gekonnte Verwendung von Bildern und Metaphern aus. Die Blumen dienen als Sinnbild für die Flüchtigkeit des Glücks und der Liebe. Durch diese Analogie wird die tiefgreifende Enttäuschung über die Vergänglichkeit alles Irdischen zum Ausdruck gebracht. Das Gedicht ist ein Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Unvergänglichkeit und des Schmerzes über die Erkenntnis, dass alles Schöne und Wertvolle dem Lauf der Zeit unterworfen ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.