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Die Schwalbe

Von

Weshalben ist, o Vogel,
So traurig dein Gesang?
Weshalben fliegst so ängstlich
Du hier den Weg entlang? –

Ich flog für meine Jungen
Nach Nahrung etwas weit,
Da stahl man Nest und Jungen
Mir in der Zwischenzeit.

Deshalben ist, o Mädchen,
So traurig mein Gesang!
Deshalben flieg′ so ängstlich
Ich hier den Weg entlang!

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Gedicht: Die Schwalbe von Elisabeth Kulmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Schwalbe“ von Elisabeth Kulmann ist eine einfühlsame und melancholische Auseinandersetzung mit dem Thema Verlust und Trauer. Es nimmt die Form eines Dialogs zwischen einem lyrischen Ich, hier in der Rolle eines Mädchens, und einer Schwalbe an. Die Verwendung des Fragesatzes zu Beginn des Gedichts etabliert sofort einen Ton des Mitgefühls und der Neugier. Die Fragen „Weshalben ist, o Vogel, / So traurig dein Gesang?“ und „Weshalben fliegst so ängstlich / Du hier den Weg entlang?“ deuten auf das Verständnis des lyrischen Ichs für die Not des Vogels hin und bereiten den Leser auf die folgende Erklärung vor.

Der Antwortteil des Gedichts enthüllt die Ursache für die Trauer der Schwalbe: Der Diebstahl ihres Nestes und ihrer Jungen während ihrer Abwesenheit. Die Schlichtheit der Sprache, insbesondere die Verwendung von Begriffen wie „stahlen“ und „Jungen“, unterstreicht die Brutalität des Verlustes und die schmerzhafte Realität, mit der die Schwalbe konfrontiert ist. Die Kürze der Antwort, nur vier Zeilen, verstärkt die Wucht der Tragödie, wobei die wenigen Worte ausreichend sind, um das Ausmaß des Verlustes zu vermitteln und das Verständnis des Lesers zu wecken.

Die Wiederholung der Frageform am Ende des Gedichts, dieses Mal mit dem Bezug auf das Mädchen, stellt eine interessante Wendung dar. Die Antwort „Deshalben ist, o Mädchen, / So traurig mein Gesang!“ und „Deshalben flieg′ so ängstlich / Ich hier den Weg entlang!“ spiegelt die Gefühle und die Erfahrung des Vogels wider. Diese Parallelität impliziert, dass das lyrische Ich durch die Erfahrung des Vogels etwas über Verlust, Trauer und das Leben selbst lernt. Die Schwalbe fungiert als Spiegelbild menschlicher Emotionen, und die Erfahrung des Mädchens wird durch das Verständnis und die Empathie für das Leiden des Vogels vertieft.

Insgesamt ist „Die Schwalbe“ ein ergreifendes Gedicht, das auf subtile Weise tiefe Emotionen und universelle Themen wie Verlust, Trauer und die Verbundenheit des Lebens anspricht. Durch die einfache, aber wirkungsvolle Verwendung von Sprache und Dialog schafft Kulmann eine berührende Szene, die den Leser dazu einlädt, über die Tragödie der Schwalbe und ihre eigene Fähigkeit zur Empathie nachzudenken. Das Gedicht zeichnet sich durch seine Klarheit und Direktheit aus, die es dem Leser ermöglicht, eine tiefgreifende emotionale Verbindung zu dem behandelten Thema herzustellen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.