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Die Heide-Touristen

Von

Sie liegen wie gemäht in Heidekraut.
In ihren Köpfen stecken kurze Pfeifen.
Rauch quillt. Verweht. – Ein harter Mittag blaut.
Licht glüht herab in breiten Strahlenstreifen.

Einer sitzt wach mit vorgestrecktem Haupt.
In seinem Schoß blinkt eine Mandoline.
Sein Blick stößt vor, daß er der Landschaft raubt
ein braunes Lied, das seiner Sehnsucht diene.

Um ihn die Schläfer träumen in der Stadt.
Der Traum warf sie zurück in ihre Zinnen,
ins Trübe, das sie sonst umdüstert hat.
Die helle Heide sank von ihren Sinnen.

Doch jeder hat sein Mädchen dort. Das brennt
jetzt rötlich auf in ihren müden Hirnen.
Und der, der einsam wacht und sieht, erkennt
das kleine Licht auf ihren braunen Stirnen.

Und stark in gelbe Ferne späht er wieder.
Schwül wogt sein Blut und trübt ihm sein Gesicht.
Hell auf den Höhen stehen viele Lieder.
Doch er ist sehnsuchtsblind und sieht sie nicht.

Die Mandoline blinkt auf seinen Knien
noch stumm und wartend, da die andern wachen.
Und langsam folgt er, als sie weiterziehn,
und sonderbar tönt ihm ihr gutes Lachen.

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Gedicht: Die Heide-Touristen von Ernst Wilhelm Lotz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Heide-Touristen“ von Ernst Wilhelm Lotz beschreibt eine Szenerie in der Natur, in der eine Gruppe von Menschen, vielleicht Touristen, die Heide durchstreift. Die Atmosphäre wird durch die Verwendung von Begriffen wie „gemäht“, „blaut“ und „breiten Strahlenstreifen“ beschrieben, was ein Gefühl von Hitze und Stille erzeugt. Die Szenerie ist durch das Sonnenlicht und die Ruhe der Heide gekennzeichnet, wobei die Menschen, scheinbar erschöpft von der Natur, in ihrem Ruheplatz versunken sind.

Ein einzelner Tourist, der im Wachzustand verharrt, hebt sich von den anderen ab. Er sitzt mit vorgestrecktem Haupt und eine Mandoline liegt auf seinem Schoß. Sein Blick ist nach vorne gerichtet, vielleicht auf der Suche nach etwas in der Landschaft. Lotz deutet mit diesem Merkmal auf eine gewisse Sehnsucht oder ein Verlangen hin, das diesen Mann von den anderen unterscheidet. Die anderen träumen von der Stadt, die sie verlassen haben. Sie scheinen ihren Alltag zu vergessen, doch die Liebe zu ihren Mädchen prägt sich in ihren Träumen ein. Das Licht der Erinnerungen und Sehnsüchte nach den Mädchen spiegelt sich in ihren Gedanken wider, während der einsame Tourist diese „Lichter“ wahrnimmt.

Der letzte Teil des Gedichts vertieft die Thematik der Sehnsucht und des Alleinseins. Der Tourist ist in seine eigene Welt versunken, wird von seinem eigenen Blut beunruhigt und kann die Schönheit der Lieder, die über der Heide zu stehen scheinen, nicht wahrnehmen. Seine Sehnsucht, oder vielleicht auch seine Einsamkeit, macht ihn blind für die Freude und das Glück, das die anderen erfahren. Die Mandoline bleibt stumm, ein Symbol für die unerfüllte Sehnsucht, während die anderen weiterziehen und lachen. Der Tourist folgt ihnen, aber er scheint vom gemeinsamen Glück ausgeschlossen zu sein.

Das Gedicht fängt also die Spannung zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit, Sehnsucht und Erfüllung ein. Es ist ein Stimmungsbild, das die innere Welt des Menschen in Bezug zur äußeren Welt und den Erfahrungen in der Natur setzt. Die Heide dient als Bühne für die menschlichen Emotionen, als Spiegel der Träume und Sehnsüchte, die die Touristen begleiten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.