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Die Hände

Von

Eine stille große Güte  Wacht nun zärtlich um mein Leben.  Zweier Hände weiße Blüte  Fühl ich durch mein Dunkel schweben.
Meine Seele klingt von Lachen,  Doch sie wagt sich kaum zu rühren,  Denn sie fürchtet, ein Erwachen  Könnte ihren Traum entführen.
Und sie läßt die schlanken Hände  Wortlos zu sich niederneigen,  Aber wundersame Spende  Wacht und wartet in dem Schweigen.
Denn im Schweigen dämmern Reime,  Die sich sacht zu Versen bauen,  Und aus halberschloßnem Keime  Hebt sich leuchtend das Vertrauen,
Dieses selige Erleben  Als ein Lied den schmalen, weichen  Händen, die es mir gegeben,  Tiefbeseligt darzureichen.

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Gedicht: Die Hände von Stefan Zweig

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Hände“ von Stefan Zweig beschreibt eine Erfahrung von tiefer Geborgenheit und Zuneigung, die von einer stillen, sanften Kraft ausgeht. Das lyrische Ich wird von einer „stillen großen Güte“ umfangen, die in den „Händen“ ihren konkreten Ausdruck findet. Diese Hände, als „weiße Blüte“ bezeichnet, schweben in der Dunkelheit des Lebens, was auf eine tröstliche und beschützende Präsenz hindeutet. Die anfängliche Stille und das Schweben suggerieren eine zarte, fast unwirkliche Erfahrung, die das lyrische Ich berührt und ihm ein Gefühl von Sicherheit gibt.

Der zweite Abschnitt vertieft die innere Gefühlswelt des lyrischen Ichs. Obwohl die Seele von Lachen erfüllt ist, wagt sie es kaum, sich zu bewegen, aus Angst, das Erlebte könnte durch ein Erwachen, also durch die Realität oder das Bewusstwerden, zerstört werden. Diese Angst zeigt, dass die Erfahrung so kostbar und zerbrechlich ist, dass das lyrische Ich sie beschützen möchte. Die „schlanken Hände“ werden wortlos verehrt, was die tiefe Dankbarkeit und das Vertrauen des lyrischen Ichs unterstreicht.

Im dritten Abschnitt wird das Schweigen als Quelle der Inspiration und des Vertrauens hervorgehoben. Aus dem Schweigen entstehen „Reime“, die sich zu Versen formen, und aus einem „halberschlossenen Keime“ erwächst leuchtend das Vertrauen. Dies deutet darauf hin, dass die stillen Gesten der Zuneigung und Geborgenheit eine kreative und transformative Kraft besitzen. Die Hände werden hier also nicht nur als Quelle der Geborgenheit, sondern auch als Katalysator für innere Entwicklung und das Entstehen von Vertrauen dargestellt.

Der abschließende Teil kulminiert in der Übergabe des „seligen Erlebens“ als „Lied“ an die Hände. Das lyrische Ich empfindet ein tiefes Glück und ist dankbar für die Erfahrung, die ihm von den Händen geschenkt wurde. Die Metapher des Liedes deutet auf die Wertschätzung und die Schönheit des Erlebten hin, die nun in Dankbarkeit ausgedrückt wird. Die „schmalen, weichen Hände“ werden als Quelle dieses Glücks hervorgehoben, was die zentrale Bedeutung der Zuneigung und Geborgenheit in diesem Gedicht unterstreicht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.