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Die gefangenen Sänger

Von

1816.

Vöglein, einsam in dem Bauer,
Herzchen, einsam in der Brust,
Beide haben große Trauer
Um die süße Frühlingslust.

Um das Wandern, um das Fliegen
In dem Thal von Zweig zu Zweig,
Um das Wiegen, um das Schmiegen
An die Liebste warm und weich.

Vöglein, singe deine Klagen,
Bis die kleine Brust zerspringt;
Herz, mein Herz, auch du wirst schlagen
Bis dein letzter Ton verklingt.

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Gedicht: Die gefangenen Sänger von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die gefangenen Sänger“ von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1816 thematisiert auf ergreifende Weise die Gefangenschaft und Sehnsucht nach Freiheit, wobei es die Parallelen zwischen einem gefangenen Vogel und dem menschlichen Herzen zieht. Das lyrische Ich spricht von einer tiefgreifenden Trauer, die sowohl das Vöglein im Käfig als auch das menschliche Herz erfasst, wodurch eine universelle Erfahrung von Verlust und Einsamkeit zum Ausdruck gebracht wird. Die beiden ersten Strophen beschreiben die Sehnsucht nach der verlorenen Freiheit, nach dem Wandern und Fliegen, nach der Nähe und dem Schmiegen an die geliebte Person.

Das Gedicht bedient sich einer einfachen, klaren Sprache, die jedoch durch ihre Wiederholungen und Metaphern eine große emotionale Tiefe erreicht. Das „Vöglein“ und das „Herzchen“ werden als gleichwertige Objekte der Trauer dargestellt. Der Verlust des Frühlings, des Wanderns und der Liebsten wird als Ursache der Trauer benannt. Die Verwendung von Adjektiven wie „süß“ und „warm und weich“ verstärkt die Sehnsucht nach den Freuden des Lebens, die nun unerreichbar sind. Die Metapher des Käfigs symbolisiert die Einschränkung und die Unfähigkeit, die eigenen Wünsche zu verwirklichen.

In der dritten Strophe wird die Hoffnungslosigkeit durch die Aufforderung zum Ausdruck gebracht, die Klagen zu singen, bis die Brust zerspringt. Dieser Ausdruck extremer Verzweiflung zeigt die Intensität der Gefühle. Das lyrische Ich scheint sich mit dem Schicksal des Vogels zu identifizieren und erkennt die eigene begrenzte Freiheit. Diese Identifikation ist ein zentrales Element, das die Aussage des Gedichts verstärkt. Die Vorstellung, dass sowohl das Vöglein als auch das Herz bis zum letzten Ton schlagen, unterstreicht die Unvermeidlichkeit des Leidens und die unaufhaltsame Kraft der Sehnsucht.

Die abschließenden Zeilen lassen das Gedicht mit einer melancholischen, aber auch tröstenden Note ausklingen. Die letzte Zeile deutet auf die Akzeptanz des Schicksals hin, wobei die Trauer als unvermeidlicher Bestandteil des Lebens dargestellt wird. Die Botschaft ist eine Erinnerung an die universelle menschliche Erfahrung von Verlust, Sehnsucht und der Suche nach Freiheit, eingekleidet in eine einfache, aber eindringliche Sprache, die das Herz des Lesers berührt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.