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Der Winter [1]
Wenn bleicher Schnee verschönert die Gefilde,
Und hoher Glanz auf weiter Ebne blinkt,
So reizt der Sommer fern, und milde
Naht sich der Frühling oft, indes die Stunde sinkt.
Die prächtige Erscheinung ist, die Luft ist feiner,
Der Wald ist hell, es geht der Menschen keiner
Auf Straßen, die zu sehr entlegen sind, die Stille machet
Erhabenheit, wie dennoch alles lachet.
Der Frühling scheint nicht mit der Blüten Schimmer
Dem Menschen so gefallend, aber Sterne
Sind an dem Himmel hell, man siehet gerne
Den Himmel fern, der ändert fast sich nimmer.
Die Ströme sind, wie Ebnen, die Gebilde
Sind, auch zerstreut, erscheinender, die Milde
Des Lebens dauert fort, der Städte Breite
Erscheint besonders gut auf ungemessner Weite.
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![Gedicht: Der Winter [1] von Friedrich Hölderlin](https://poesie-oase.de/wp-content/uploads/2025/07/poem_der_winter_1_friedrich_h_lderlinz2439.webp)
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Winter“ von Friedrich Hölderlin ist eine poetische Betrachtung der Winterlandschaft und eine subtile Reflexion über die Schönheit in scheinbarer Kargheit. Es beginnt mit der Beschreibung einer verschneiten Landschaft, in der „bleicher Schnee verschönert die Gefilde“ und ein „hoher Glanz“ die Ebene erhellt. Dies etabliert sofort eine Atmosphäre von Ruhe und Klarheit, die durch die Beschaffenheit des Winters entsteht. Der Autor nutzt diese Szenerie, um die Vergänglichkeit der Jahreszeiten anzudeuten, da er davon spricht, dass „der Sommer fern“ ist und der Frühling sich „naht“, während die Zeit verrinnt.
In der zweiten Strophe vertieft sich die Beschreibung der Winterlandschaft. Die Luft wird als „feiner“ beschrieben, und der Wald erscheint „hell“. Es wird betont, dass es auf den abgelegenen Straßen „der Menschen keiner“ gibt, was die Ruhe und die erhabene Stille des Winters hervorhebt. Trotz der scheinbaren Leere und Kälte des Winters wird eine gewisse Heiterkeit ausgedrückt: „dennoch alles lachet“. Diese Gegenüberstellung von Stille und Lächeln deutet auf eine tiefere Freude oder Schönheit hin, die im Wesen des Winters verborgen liegt und die oft übersehen wird.
Die dritte Strophe vergleicht den Winter mit dem Frühling und stellt fest, dass der Frühling vielleicht nicht so ansprechend ist wie die „Blüten Schimmer“. Stattdessen lenkt das Gedicht die Aufmerksamkeit auf die Sterne am Himmel. Die Erwähnung der Sterne und des Himmels, die „fast sich nimmer ändern“, verleiht dem Gedicht eine zusätzliche Dimension. Es suggeriert die Ewigkeit, die Unveränderlichkeit und die Tiefe der Natur, die im Kontrast zur Vergänglichkeit der Jahreszeiten steht.
In der letzten Strophe werden die „Ströme“ und die „Gebilde“ mit den „Ebnen“ verglichen, wodurch ein Gefühl der Weite und Offenheit erzeugt wird. Die „Milde des Lebens dauert fort“ und die „Städte Breite“ erscheinen besonders eindrucksvoll in der „ungemessner Weite“. Diese Schlusszeilen vermitteln einen Eindruck von Harmonie und Vollkommenheit, die in der Winterlandschaft gefunden werden können. Das Gedicht endet mit einer positiven Note, indem es die Schönheit und das Potenzial der Natur hervorhebt, auch in den scheinbar ungastlichen Bedingungen des Winters.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.