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Der müde Soldat

Von

Nach dem Chinesischen

Ein kahles Mädchen. Heckenblaßentlaubt.
Sie steht am Weg. Ich gehe weit vorbei.
So stehen alle: Reih in Reih
Und Haupt an Haupt.

Was weiß ich noch von heiligen Gewässern
Und von des Dorfes Abendrot?
Ich bin gespickt mit tausend Messern
Und müde von dem vielen Tod.

Der Kinder Augen sind wie goldner Regen,
In ihren Händen glüht die Schale Wein.
Ich will mich unter Bäumen schlafen legen
Und kein Soldat mehr sein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der müde Soldat von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der müde Soldat“ von Klabund, basierend auf der chinesischen Vorlage, präsentiert eine eindringliche Studie über Kriegsmüdigkeit, Entfremdung und den Wunsch nach Frieden. Der Sprecher, ein Soldat, blickt zurück auf seine Erfahrungen, die von Tod und Zerstörung geprägt sind, und sehnt sich nach einem unbeschwerten Leben abseits des Schlachtfelds.

Der erste Vers, „Ein kahles Mädchen. Heckenblaßentlaubt.“, etabliert sofort eine trostlose Szenerie. Die Natur, symbolisiert durch die entlaubten Hecken, spiegelt die innere Leere und Hoffnungslosigkeit des Soldaten wider. Das „kahle Mädchen“, das einsam am Weg steht, könnte eine Metapher für die Verluste und die Zerstörung sein, die der Krieg gebracht hat. Die Wiederholung von „So stehen alle: Reih in Reih / Und Haupt an Haupt“ deutet auf die Allgegenwart des Krieges und die uniforme Erfahrung des Leids hin.

Der zweite Teil des Gedichts enthüllt die tiefgreifenden psychischen Wunden des Soldaten. Die Zeilen „Ich bin gespickt mit tausend Messern / Und müde von dem vielen Tod“ sind eine erschütternde Beschreibung des Krieges, der den Sprecher körperlich und seelisch verstümmelt hat. Die Erinnerung an „heilige Gewässer“ und das „Abendrot“ des Dorfes kontrastiert mit dem Gefühl der Zerstörung und des Verlusts, wodurch die Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit, die durch den Krieg zerstört wurde, noch verstärkt wird.

Die letzten Zeilen bieten einen Hoffnungsschimmer. Das Bild der Kinder mit ihren „goldnen Regen“ Augen und der Weinschale symbolisiert Unschuld, Freude und ein unbeschwertes Leben. Der Wunsch, sich unter Bäumen zu „schlafen legen“ und „kein Soldat mehr sein“ ist die Quintessenz der gesamten Aussage – eine tiefe Sehnsucht nach Ruhe, Frieden und einem Leben fernab von Gewalt und Krieg. Das Gedicht ist somit eine bewegende Klage über die Schrecken des Krieges und ein Plädoyer für Frieden und Menschlichkeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.