Vergönnt allein ist′s Deinem lieben Mann,
Ganz Deiner Seele Tiefgrund zu ergründen:
Den Freund, den Sänger, laß, so gut er′s kann,
Das hohe Lied von Deiner Schönheit künden! –
Der Jungvermählten
Mehr zu diesem Gedicht
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Jungvermählten“ von Felix Dahn zentriert sich auf die Beziehung zwischen der frisch vermählten Frau und ihrem Ehemann, sowie die Rolle des Dichters und Freundes in diesem Kontext. Es ist eine kurze, doch prägnante Feststellung der exklusiven Beziehung des Ehemannes zu seiner Frau, mit einem deutlichen Hinweis auf die Beschränkungen, denen sich der Dichter unterwerfen muss.
Die erste Zeile, „Vergönnt allein ist′s Deinem lieben Mann,“ etabliert die Exklusivität des Ehemannes in Bezug auf die innere Welt seiner Frau. Die Verwendung des Wortes „vergönnt“ suggeriert eine Erlaubnis, ein Privileg, das dem Ehemann allein gewährt wird. Dies impliziert eine tiefe, intime Verbindung, die anderen – wie dem Freund und Dichter – verwehrt bleibt. Die Zeile darauf, „Ganz Deiner Seele Tiefgrund zu ergründen,“ verstärkt diese Vorstellung. Der Ehemann hat das Vorrecht, die tiefsten Geheimnisse und innersten Gedanken seiner Frau zu erkunden.
Die zweite Hälfte des Gedichts nimmt eine andere Perspektive ein, indem sie die Rolle des Freundes und Sängers beleuchtet. „Den Freund, den Sänger, laß, so gut er′s kann, / Das hohe Lied von Deiner Schönheit künden!“ Hier wird dem Dichter zwar die Aufgabe zugestanden, die Schönheit der Frau zu preisen, jedoch mit einer klaren Einschränkung. Der Dichter kann nur von der äußeren Schönheit künden, nicht aber in die Tiefen ihrer Seele eindringen, die dem Ehemann vorbehalten sind. Dies deutet auf die Grenze zwischen äußerlicher Bewunderung und tiefer, intimer Kenntnis hin.
Das Gedicht ist somit eine Hommage an die tiefe und exklusive Bindung der Ehe, während es gleichzeitig die Grenzen der Freundschaft und der Kunst im Kontext dieser Intimität aufzeigt. Der Dichter darf die Schönheit besingen, doch die wahre Ergründung des Wesens der Frau bleibt dem Ehemann vorbehalten. Es ist eine subtile, doch effektive Darstellung der Unterschiede zwischen romantischer Liebe und der Freundschaft und der Kunst.
Weitere Informationen
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.