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Der Irrtum

Von

Den Hund im Arm, mit bloßen Brüsten,
Sah Lotte frech herab.
Wie mancher ließ sichs nicht gelüsten,
Daß er ihr Blicke gab.

Ich kam gedankenvoll gegangen
Und sahe steif heran.
Ha! denkt sie, der ist auch gefangen,
Und lacht mich schalkhaft an.

Allein, gesagt zur guten Stunde,
Die Jungfer irrt sich hier.
Ich sah nach ihrem bunten Hunde:
Es ist ein artig Tier.

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Gedicht: Der Irrtum von Gotthold Ephraim Lessing

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Irrtum“ von Gotthold Ephraim Lessing ist eine humorvolle Beobachtung eines kleinen Missverständnisses, das durch oberflächliche Wahrnehmung entsteht. Die Szene beginnt mit Lotte, die, den Hund im Arm haltend und unbekleidet, von oben herabschaut und scheinbar Männer provoziert. Die Verse legen nahe, dass einige Männer ihrem Blick verfallen, während der Erzähler zunächst unbeeindruckt vorbeigeht.

Der Kern des Gedichts liegt in der darauffolgenden, für Lotte falschen Interpretation des Verhaltens des Erzählers. Sie glaubt, auch er sei von ihrer Schönheit gefangen, und lächelt ihn schalkhaft an. Diese Annahme, die auf einer falschen Schlussfolgerung basiert, wird durch die Pointe am Ende des Gedichts entlarvt.

Der Erzähler klärt das Missverständnis auf, indem er offenbart, dass er in Wirklichkeit nur das „artige Tier“ betrachtet hatte. Diese überraschende Wendung unterstreicht die Ironie der Situation und die Bedeutung von genauer Beobachtung. Der Fehler, den Lotte begeht, ist, dass sie von sich selbst auf andere schließt und dabei die eigentliche Ursache für die Aufmerksamkeit des Erzählers übersieht.

Lessing nutzt hier eine einfache Sprache und eine klare Struktur, um eine kleine, aber amüsante Geschichte zu erzählen. Der Witz liegt in dem Kontrast zwischen Lottes Erwartung und der Realität, die der Erzähler offenbart. Das Gedicht dient als eine leichte Kritik an vorschnellen Urteilen und zeigt, wie leicht man sich irren kann, wenn man andere Menschen falsch einschätzt. Es ist ein Beispiel für Lessings Fähigkeit, Alltagssituationen in literarische Kunst zu verwandeln.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.