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Der Geizhals

Von

Ein Geizhals fiel in einen Fluß, der tief
Und reissend war. Ein Fischer, der das Leben
Ihm retten wollte, sprang hinein und rief:
Er möchte nur die Hand ihm geben;
Allein der Geizhals sprach, indem er untersank:
Ich kann nichts geben, und ertrank.

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Gedicht: Der Geizhals von Oscar Blumenthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Geizhals“ von Oscar Blumenthal ist eine kurze, pointierte Ballade, die das Wesen der Geizigkeit in drastischer Weise offenlegt und kritisiert. Es erzählt von einem Geizhals, der in einen reißenden Fluss fällt und trotz der angebotenen Hilfe durch einen Fischer, der sein Leben retten will, keine Gegenleistung erbringen kann und ertrinkt.

Die Kernbotschaft des Gedichts ist klar: Geiz ist eine zerstörerische Eigenschaft, die den Geizhals nicht nur unfähig macht, anderen zu helfen, sondern ihn sogar daran hindert, sein eigenes Leben zu retten. Die Gier nach materiellem Besitz, die den Geizhals charakterisiert, überwiegt jede andere menschliche Regung, selbst den Selbsterhaltungstrieb. Dies wird durch die Reaktion des Geizhalses, der im Angesicht des Todes nur an die Unmöglichkeit denkt, etwas zu geben, eindrücklich dargestellt.

Die Sprache ist schlicht und direkt, ohne ausschmückende Metaphern oder Bilder. Dies verstärkt die Wirkung des Gedichts, indem es die Kernaussage unmissverständlich verdeutlicht. Die prägnante Form, die lediglich fünf Verse umfasst, trägt zur dramatischen Wirkung bei. Der kurze Dialog zwischen Fischer und Geizhals, der nur aus der Aufforderung zur Handreichung und der kalten Antwort des Geizhalses besteht, verdichtet die Handlung und offenbart die tragische Charakterlosigkeit des Protagonisten.

Die tragische Pointe des Gedichts liegt in dem Widerspruch, dass der Geizhals, getrieben von seinem Geiz, letztlich sein Leben verliert. Das Gedicht kann als eine Mahnung gelesen werden, dass übermäßiger Geiz nicht nur unmenschlich, sondern auch selbstzerstörerisch ist. Es zeigt eindringlich die Leere und Sinnlosigkeit eines Lebens, das ausschließlich auf Anhäufung von Besitz ausgerichtet ist. Der Geizhals, der unfähig ist zu geben, verliert letztendlich alles – sein Leben.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.