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Der Burggeist
Baden 1814.
Hoch auf dem Felsen, auf dem Thurm
Da steht ein alter Geist;
Er weht mich an, das ist ein Sturm,
Der mich von dannen reißt.
Das ist aus alter kühner Zeit
Ein stolzes Riesenbild,
Es hat die Waffen mir gefeit,
Hat mich mit Muth erfüllt.
Es ist der Wächter, ist der Hort
Von diesem edlen Haus;
Ich gab ihm Handschlag, Ritterwort,
Zu ziehn ins Feld hinaus.
Die Bäume streben himmelan,
Nach oben führt ein Pfad,
Sein Haupt hebt jeder deutsche Mann,
Weil die Erlösung naht.
Viel hohe Zeichen sind geschehn,
Viel Zeichen folgen nach,
Das kann kein wilder Sturm verwehn,
Was Gott der Herr versprach.
Der kann der Zeichen viele sehn,
Wer sie im Glauben sucht;
Wir wollen aus dem Kampf nicht gehn,
Bis hier kein Welscher flucht.
Und wie sich durch der Erde Mark
Die Felsenadern ziehn,
So schwören wir als Männer stark
Die Völker zu durchglühn.
Das war es, was der alte Geist,
Der deutsche Geist gewollt,
Der dem, was welsch und knechtisch heißt,
Wol ewig flucht und grollt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Burggeist“ von Max von Schenkendorf, verfasst im Jahr 1814 in Baden, ist ein patriotischer Aufruf, der von einem auf einem Burgturm stehenden „Geist“ ausgeht. Der Geist, ein Symbol der deutschen Vergangenheit und des Stolzes, wird als eine Instanz dargestellt, die den Dichter und somit das deutsche Volk mit Mut und Entschlossenheit erfüllt. Die einleitenden Strophen beschreiben die physische Präsenz des Geistes und seine Wirkung, die als ein Sturm wahrgenommen wird, der den Erzähler ergreift und mitreißt. Die Darstellung des Geistes als „alter Geist“ und „Riesenbild“ unterstreicht dessen historische Bedeutung und die Verbindung zur Tradition.
Das Gedicht entwickelt sich zu einem Appell für den Kampf für die deutsche Nation. Der Geist als Wächter und Hort des „edlen Hauses“ symbolisiert die Verteidigung der deutschen Werte und die Bereitschaft, in den Krieg zu ziehen. Der „Handschlag, Ritterwort“ unterstreicht die Ehre und das Engagement, das mit dieser Verpflichtung einhergeht. Die folgenden Strophen nehmen die Vision einer deutschen Wiedergeburt auf, die durch das Erheben der „deutschen Mann[es]“ und die Erwartung der „Erlösung“ manifestiert wird. Die Natur, dargestellt durch die Bäume, die sich himmelan streben, verstärkt diesen Aufstieg und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Die zentrale Botschaft des Gedichts wird in den letzten Strophen deutlich, in denen die Bedeutung des Glaubens und die Entschlossenheit, den Kampf fortzusetzen, betont werden. Die „Zeichen“, die im Glauben gesucht werden müssen, deuten auf ein göttliches Versprechen der Befreiung hin. Der Wunsch, „bis hier kein Welscher flucht“ zeigt die Feindschaft gegen die „Welsche“ (vermutlich Franzosen oder andere nicht-deutsche Völker), und die Entschlossenheit, für die deutsche Nation zu kämpfen, bis zum Sieg.
Die letzten Strophen sind von einer starken nationalistischen Rhetorik geprägt, die die Einheit und Stärke des deutschen Volkes beschwört. Die Metapher des „Felsenadern, die sich durch der Erde Mark ziehn“ unterstreicht die tiefe Verbundenheit des Volkes mit seinem Land und die Entschlossenheit, dieses zu verteidigen. Der „alte Geist“ wird als Verfechter dieser Ideale dargestellt, der „ewig flucht und grollt“ gegen alles, was „welsch und knechtisch heißt“. Das Gedicht ist somit ein Ausdruck der patriotischen Gefühle der Zeit und ein Aufruf zum Kampf für die deutsche Freiheit und Einheit.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.