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Deine Hände

Von

Jetzt bin ich lüstern nach deinen Händen.
Wenn sie die meinen begrüßend drücken,
können sie Weltraum-staunend beglücken.
Deine Hände führen ein selbstgewolltes, stilles Leben.
Ich habe mich deinen Händen ergeben.
Nun dürfen sie mich begreifen und fassen,
zu deinen Höhen, mit Blicken nach Weiten,
mich geschenk-gütig heben. –
Spielerisch aber werden sie mich übergleiten
und am Wege hier liegen lassen.

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Gedicht: Deine Hände von Ernst Wilhelm Lotz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Deine Hände“ von Ernst Wilhelm Lotz thematisiert die komplexe Beziehung zwischen zwei Menschen, wobei die Hände als Metapher für die körperliche und emotionale Verbindung dienen. Der Sprecher äußert ein starkes Verlangen nach den Händen der geliebten Person, was auf eine Sehnsucht nach Nähe und Berührung hindeutet. Die Erwartung, von den Händen „beglückt“ zu werden, deutet auf die Hoffnung auf ein intensives, erfüllendes Erlebnis hin, das über die bloße physische Ebene hinausgeht.

In den folgenden Zeilen wird die Autonomie und das Eigenleben der Hände hervorgehoben. Die Aussage, dass die Hände „ein selbstgewolltes, stilles Leben“ führen, impliziert eine Unabhängigkeit, eine eigene Dynamik der Beziehung. Der Sprecher kapituliert vor dieser Macht und „ergibt“ sich den Händen, was auf eine Bereitschaft zur Hingabe und Unterwerfung unter die Führung der anderen Person hinweist. Die Erwartung der Berührung und des „Hebens“ deutet auf die Hoffnung auf Trost, Geborgenheit und die Erschließung neuer „Höhen“ hin, möglicherweise im übertragenen Sinne von spiritueller oder emotionaler Entwicklung.

Der Wendepunkt des Gedichts liegt in der letzten Zeile, in der die Hände „spielerisch aber werden sie mich übergleiten / und am Wege hier liegen lassen.“ Diese Zeilen offenbaren eine bittere Erkenntnis. Die anfängliche Hoffnung auf Erfüllung und anhaltende Nähe wird durch die Gewissheit des Verlustes und der Zurückweisung konterkariert. Die Hände, die zunächst als Quelle der Freude und des Glücks wahrgenommen wurden, erweisen sich als unbeständig und verlassen den Sprecher schließlich wieder.

Die Interpretation des Gedichts deutet auf eine ambivalente Erfahrung der Liebe und des Begehrens hin. Es vereint Sehnsucht, Hingabe und die tiefe Angst vor dem Verlust. Die Hände stehen hier nicht nur für die körperliche, sondern auch für die emotionale Macht des geliebten Menschen, der sowohl in der Lage ist, Glückseligkeit zu schenken als auch tiefe Verletzungen zu verursachen. Die abschließende Zeile lässt den Leser mit einem Gefühl der Melancholie und des unerfüllten Verlangens zurück, wobei die Schönheit des Gedichts in der Erfassung dieser komplexen Emotionen liegt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.