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Dasselbe

Von

Oft wenn im wunderbaren Schimmer
Des Schlosses Trümmer vor mir stehn,
Im Sonnenschein, glaub′ ich noch immer
In seiner Jugend es zu sehn.

Mit seinen Mauern, seinen Zinnen
Fern leuchtend in das freie Thal,
Der Helden starke Kraft darinnen
Sich labend bei dem Rittermahl.

Dann klingt′s um mich wie ferne Stimmen,
Ich fühl′ ein geisterhaftes Wehn,
Fort treibt es mich, hinan zu klimmen
Einsam auf jene Felsenhöh′n.

Doch oben alles ganz zerfallen,
Der Epheu schlingt sich um den Stein,
Und in den offnen Fürstenhallen
Spielt Waldesgrün mit Sonnenschein.

Das nehm′ ich an zum guten Zeichen,
Zum Trost in dieser Gegenwart,
Daß auf den Trümmern, auf den Leichen
Sich Himmel noch und Erde paart.

Ein beßres Haus soll sich erheben,
Gebaut auf altem festem Grund,
Und frische Liebe, frisches Leben
Gedeihn im freien deutschen Bund!

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Gedicht: Dasselbe von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dasselbe“ von Max von Schenkendorf ist eine melancholische Reflexion über Verfall, Vergänglichkeit und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Es beginnt mit der Betrachtung der Ruinen eines Schlosses, in dem der Erzähler die Vorstellung von dessen jugendlicher Pracht und vergangenen Glanz wiederaufleben lässt. Der „wunderbare Schimmer“ und die Vorstellung von „Helden starker Kraft“ erwecken ein Gefühl von Nostalgie und Sehnsucht nach einer vergangenen, glorreichen Zeit.

Die zweite und dritte Strophe verstärken dieses Gefühl, indem sie die Vorstellungskraft des Erzählers mit dem Geräusch von „ferne Stimmen“ und einem „geisterhaften Wehn“ verweben. Dieser Übergang von der äußeren Betrachtung zur inneren Erfahrung verdeutlicht die tiefe emotionale Verbundenheit des Erzählers mit dem Schloss und seiner Geschichte. Der Drang, „hinan zu klimmen“ auf die Felsenhöhen, symbolisiert den Wunsch nach einem tieferen Verständnis und der Konfrontation mit der Realität.

Die vierte Strophe führt die Ernüchterung und den Kontrast zur romantischen Vorstellung ein. Das Schloss ist „ganz zerfallen“, überwuchert von Efeu, und die Pracht weicht dem Spiel von „Waldesgrün“ und „Sonnenschein“. Dieser Verfall dient jedoch als Ausgangspunkt für eine positive Wendung. Die letzten beiden Strophen bieten Trost und Hoffnung, indem sie den Verfall als Teil eines natürlichen Kreislaufs interpretieren. Die „Trümmer“ und „Leichen“ werden zu einer Grundlage für neues Leben, symbolisiert durch die Verbindung von „Himmel noch und Erde“.

In den abschließenden Versen wird die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ausgedrückt, ein „beßres Haus“ soll sich erheben, aufgebaut auf den Überresten des Alten. Die Metapher des „freien deutschen Bunds“ verdeutlicht, dass die persönliche Erfahrung des Erzählers mit dem größeren Kontext der politischen und gesellschaftlichen Erneuerung in Deutschland verbunden wird. Das Gedicht schließt mit dem optimistischen Versprechen von „frischer Liebe, frisches Leben“, was die Hoffnung auf Erneuerung und Fortschritt betont, die aus dem Zerfall hervorgehen kann.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.