Das Zauberschloß
Ich weiß ein Schloß, das hoch auf Klippen ragt;
Von Adlern ist sein Zinnendach umflogen
Und wirft den Morgenglanz, lang, eh es tagt,
Schon weithin auf die blauen Meereswogen;
Im Traum hab′ ich, o meines Herzens Braut,
Uns beiden diesen Wonnesitz erbaut.
Dort in den Gärten schweifen wir umher
Und sehen von den hängenden Terrassen
Zu Füßen uns den Himmel und das Meer
In Liebesschauern bald, gleich uns, erblassen,
Bald so wie wir, wenn Mund am Munde ruht,
Hoch aufglühn in des Abends Purpurglut.
Und o! die sonn′gen Halden an der Kluft,
Die Grotten, die zu sel′gem Schlummer laden,
Indessen meerhauchfeuchter Myrtenduft
Emporwallt von den hallenden Gestaden,
Und durch die Brandung, die am Felsen dröhnt,
Das Wonnestammeln unsrer Herzen tönt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Zauberschloß“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine romantische Vision eines idealisierten Liebesortes. Es ist ein Traum von einem Zufluchtsort, der hoch über den alltäglichen Sorgen und Nöten thront und in dem die Liebenden in ungestörter Harmonie und Glückseligkeit leben können. Die Verse beschreiben ein prächtiges Schloss, das auf einer Klippe errichtet wurde und einen atemberaubenden Blick auf das Meer bietet. Diese malerische Kulisse dient als Projektionsfläche für die romantischen Sehnsüchte des Sprechers.
Das Gedicht ist in zwei Strophen gegliedert, die jeweils von einer intensiven Vorstellungskraft und der Sehnsucht nach einer ungestörten Liebe geprägt sind. In der ersten Strophe wird das Schloss als ein Ort beschrieben, der schon vor Tagesanbruch vom Sonnenlicht geküsst wird. Dies symbolisiert die Erhabenheit und das strahlende Glück, das die Liebenden dort erwartet. Die zweite Strophe entfaltet eine detailliertere Vorstellung der Landschaft, in der die Liebenden in den Gärten wandeln und die Schönheit der Umgebung genießen. Die Sinne werden durch den Duft der Myrte und das Rauschen des Meeres angeregt, was die sinnliche Erfahrung der Liebe verstärkt.
Die Metaphern und Bilder des Gedichts verstärken die romantische Atmosphäre. Das „Zinnendach“ des Schlosses, von Adlern „umflogen“, deutet auf Größe und Freiheit hin. Die „blauen Meereswogen“ und der „Himmel“ sind Symbole für Unendlichkeit und das grenzenlose Glück, das die Liebenden teilen. Die Vereinigung der Liebenden, dargestellt durch „Mund am Munde“, wird als ein Moment von intensiver Leidenschaft und Glückseligkeit beschrieben, vergleichbar mit dem „Purpurglut“ des Abends.
Der Traum vom Zauberschloss ist jedoch mehr als nur eine Beschreibung eines idealen Ortes. Es ist ein Ausdruck der Sehnsucht nach einer vollkommenen Liebe, die frei von jeglichen weltlichen Sorgen ist. Das Gedicht appelliert an die romantische Vorstellung von einer perfekten Vereinigung, in der die Liebenden in Einklang mit der Natur und ihrer eigenen Leidenschaft leben können. Das „Wonnestammeln unsrer Herzen“ am Ende der zweiten Strophe fasst die tiefe Verbundenheit und das Glück der Liebenden in diesem Traumort zusammen. Das Gedicht feiert somit die Schönheit der Liebe und die Sehnsucht nach einem idealen, unvergesslichen Glück.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.