Das Bad Ems
Letztes Gedicht des Verfassers 1817.
Den leichten Morgenträumen
Enteil′ ich froh und schnell,
Und nahe sonder Säumen
Dem wunderbaren Quell.
Zur Tiefe steig′ ich nieder,
Da quillt es reich und warm,
Da senken sich die Glieder
In milden Liebesarm.
O Liebesfüll′, o Gnade,
Wie selig, wer euch schaut,
Wenn ihr auf unsre Pfade
Die süßen Wunder thaut.
Was bricht aus Felsenklüften?
Was blüht an manchem Strauch?
Was weht in milden Lüften?
Der ew′gen Liebe Hauch.
O Quell, ich muß dir danken,
Genesen will ich hier,
Die seligsten Gedanken
Erfüllen mich bei dir.
Und soll der Leib versinken
In dunkle Grabesnacht,
Vom Wasser will ich trinken,
Das ewig lebend macht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Bad Ems“ von Max von Schenkendorf ist eine lyrische Huldigung an die heilende und erfrischende Wirkung des Badewassers sowie eine philosophische Reflexion über die Liebe und das Leben. Das Gedicht, das 1817 entstand, zeugt von einer romantischen Naturverbundenheit und einem tiefen Glauben an die Kraft der Natur, sowohl für die körperliche als auch für die seelische Genesung.
Die ersten beiden Strophen beschreiben den unmittelbaren körperlichen Genuss des Badens. Der Dichter entflieht den „leichten Morgenträumen“ und eilt zum „wunderbaren Quell“. Der Abstieg in das warme Wasser wird als ein Eintauchen in einen „milden Liebesarm“ beschrieben. Diese Metapher deutet bereits auf die tiefergehende Bedeutung des Bades hin: Es ist mehr als nur eine Reinigung des Körpers, sondern ein Ort der Geborgenheit und der Zuwendung, der das Befinden positiv beeinflusst. Die Formulierung „reich und warm“ verstärkt den Eindruck von Fülle und Wärme.
In den folgenden Strophen wird die Bedeutung des Quellwassers über die körperliche Erfahrung hinaus erweitert. Das Wasser wird mit der „ew′gen Liebe“ in Verbindung gebracht, die wie ein „Hauch“ durch die Natur weht. Die Fragen, die in der vierten Strophe gestellt werden, sind rhetorischer Natur und sollen die allgegenwärtige Präsenz der Liebe in der Natur verdeutlichen. Diese romantische Idee unterstreicht die Überzeugung des Dichters, dass die Natur ein Spiegelbild der göttlichen Liebe ist und Heilung und Erneuerung bringt.
Die abschließenden Strophen verdeutlichen die tiefe geistige Dimension des Gedichts. Der Dichter drückt seinen Dank an den Quell aus und verspricht, dort seine Genesung zu finden. Er verbindet die körperliche Heilung mit einer spirituellen Erfahrung, wobei die „seligsten Gedanken“ ihn erfüllen. Die letzte Strophe drückt die Hoffnung auf ewiges Leben aus, die aus dem Genuss des Wassers erwächst. Hier wird das Wasser zum Symbol der Unsterblichkeit, das den Kreislauf von Leben und Tod durchbricht und die Seele in die Ewigkeit trägt. Das Gedicht endet mit einer tiefgründigen Reflexion über die Verbindung von Natur, Liebe und dem ewigen Leben.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.