Wiegenlied
Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.
Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wiegenlied“ von Clemens Brentano ist ein zarter, stimmungsvoller Text, der ganz dem Ton und Wesen eines Schlafliedes verpflichtet ist. In nur zwei Strophen entfaltet Brentano ein sanftes Klangbild, das beruhigend wirkt und die Welt in eine Atmosphäre der Stille und Geborgenheit taucht. Der Text lebt vor allem von seinem musikalischen Rhythmus und der lautmalerischen Sprache, die dem Wiegen eines Kindes nachempfunden ist.
Schon die ersten Verse fordern zur Ruhe auf: „Singet leise, leise, leise“ – die dreifache Wiederholung verstärkt den Eindruck von sanftem Einschlafen. Die Musik des Liedes soll sich an der Bewegung des Mondes orientieren, „der so still am Himmel zieht“ – ein Bild der Harmonie und Ruhe, das das Einschlafen erleichtern soll. Der Mond erscheint hier nicht nur als Himmelskörper, sondern als Vorbild für ein stilles, gleichmäßiges Dahingleiten.
In der zweiten Strophe erweitert Brentano das Klangbild durch Vergleiche aus der Natur: Das Lied soll so zart sein wie das Rinnen der Quellen über Kiesel, wie das Summen der Bienen um eine Linde. Diese Bilder schaffen eine beruhigende Klanglandschaft aus Flüstern, Rieseln und Summen – Laute, die mit dem Einschlafen assoziiert werden und die natürliche Geborgenheit betonen.
Sprachlich setzt Brentano stark auf Alliteration, Klangwiederholung und weiche Konsonanten, die den Charakter eines Wiegenliedes unterstützen. Das Gedicht zeigt exemplarisch die romantische Sehnsucht nach einer innigen Verbindung zwischen Mensch und Natur, Klang und Gefühl, Schlaf und Geborgenheit.
„Wiegenlied“ ist damit nicht nur ein einfaches Schlaflied, sondern ein poetisches Bild der Stille, das durch musikalische Sprache eine Atmosphäre der inneren Ruhe erschafft – ganz im Geiste der Romantik.
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Lizenz und Verwendung
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