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Eulenkind

Von

Eulenkind
Fräulen Lind
Eingeschneckt
Zugedeckt
Ganz versteckt
Ausgeheckt.
Schwarzgelockt
Leicht gesockt
Heiß geminnt
Gleich gesinnt
Leicht zu Pferd
Reich gelehrt
Schmetterling
Zauberring
Wunderding
Bunt verbrieft
Und vertieft
Schwalbenzug,
Halber klug. –

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Eulenkind von Clemens Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Eulenkind“ von Clemens Brentano ist ein spielerisch-assoziatives Miniaturporträt, das durch seine knappen, reimreichen Zeilen und rhythmischen Wortfolgen eine poetische Momentaufnahme zwischen Naturbild, Charakterzeichnung und Fantasie entwirft. Es entfaltet sich nicht als lineare Erzählung, sondern als eine Reihe impressionistischer Schlaglichter auf ein geheimnisvolles Wesen.

Das „Eulenkind“ wird zunächst als etwas Verstecktes, Eingesponnenes beschrieben – „eingeschneckt“, „zugedeckt“, „ganz versteckt“. Diese Anfangsbilder geben ihm etwas Entrücktes, Kindlich-Geheimnisvolles, das sich der Welt zunächst entzieht. Doch zugleich ist es „ausgeheckt“ – ein Wort, das sowohl Geburt als auch eine gewisse List oder Idee andeuten kann. Das Spiel mit Kontrasten zieht sich durch das gesamte Gedicht.

Brentano verbindet Tiermetaphern („Eulenkind“, „Schmetterling“, „Schwalbenzug“) mit menschlichen Eigenschaften: „schwarzgelockt“, „reich gelehrt“, „heiß geminnt“. Dadurch entsteht ein hybrides, schillerndes Bildwesen – zwischen Natur und Fantasie, Unschuld und Raffinesse. Die Aufzählung wechselt zwischen äußerlichen Merkmalen (Haare, Kleidung) und inneren Eigenschaften (Gleichgesinntheit, Halbwissen), sodass sich das „Eulenkind“ dem Zugriff immer wieder entzieht.

Im Ton wirkt das Gedicht verspielt und leicht, fast wie ein Kinderreim, doch seine Verschränkungen von Gegensätzen und Andeutungen lassen es zugleich vielschichtig erscheinen. Das Wesen ist „Wunderding“, „Zauberring“ – also auch Symbol für das Unergründliche, das Schöne und das Flüchtige. Die letzte Zeile „Halber klug“ rundet dies mit einem ironischen Unterton ab: Trotz aller Attribute bleibt das Bild unvollständig – ein Wesen zwischen Wissen und Staunen, zwischen Klarheit und Rätsel.

„Eulenkind“ ist damit ein typisches romantisches Figuren-Gedicht: Es zeichnet ein individuelles, fast märchenhaftes Wesen, das sich weder festhalten noch ganz entschlüsseln lässt – poetische Fantasie in reinster Form.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.