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Es leben die Soldaten

Von

Es leben die Soldaten
So recht vor Gottes Gnaden:
Der Himmel ist ihr Zelt,
Ihr Tisch das grüne Feld.
Tralala, tralala, tralala,
Ihr Tisch das grüne Feld.

Ihr Bette ist der Rasen;
Trompeter müssen blasen:
Guten Morgen, gute Nacht,
Dass man mit Lust erwacht.
Tralala, tralala, tralala,
Daß man mit Lust erwacht.

Ihr Wirtsschild ist die Sonne,
Ihr Freund die volle Tonne,
Ihr Schlafbuhl ist der Mond,
Der in der Sternschanz wohnt.
Tralala, tralala, tralala,
Der in der Sternschanz wohnt.

Die Sterne haben Stunden,
Die Sterne haben Runden
Und werden abgelöst:
Drum, Schildwach, sei getröst!
Tralala, tralala, tralala, drum,
Schildwach sei getröst!

Wir richten mit dem Schwerte,
Der Leib gehört der Erde,
Die Seel dem Himmelszelt,
Der Rock bleibt auf der Welt.
Tralala, tralala, tralala,
Der Rock bleibt auf der Welt.

Wer fällt, der bleibet liegen;
Wer steht, der kann noch siegen;
Wer übrig bleibt hat recht,
Und wer entflieht, ist schlecht.
Tralala, tralala, tralala,
Und wer entflieht, ist schlecht.

Die siebte Strophe kam erst später hinzu:

Zum Hassen oder Lieben
Ist alle Welt getrieben;
Es bleibet keine Wahl
Der Teufel ist neutral.
Tralala, tralala, tralala,
Der Teufel ist neutral.

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Gedicht: Es leben die Soldaten von Clemens Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es leben die Soldaten“ von Clemens Brentano ist ein volksliedhaft gestalteter Text, der mit rhythmischer Leichtigkeit und ironischer Doppeldeutigkeit das Leben der Soldaten schildert. Hinter der scheinbar fröhlichen Form mit wiederholtem „Tralala“ verbirgt sich eine tiefere, ambivalente Betrachtung von Krieg, Tod und Schicksal.

In den ersten Strophen wird das Soldatenleben romantisierend dargestellt: Der Himmel ist ihr Zelt, das grüne Feld ihr Tisch, der Mond ihr Begleiter. Es entsteht das Bild eines freien, naturverbundenen Daseins, das vom Rhythmus der Trompeten, vom Morgen und Abend bestimmt ist. Doch die idyllische Beschreibung steht in auffälligem Kontrast zur Härte der Realität, die bereits zwischen den Zeilen durchscheint.

Ab der vierten Strophe wird die militärische Ordnung spürbarer: Die Sterne als Bild für die Schildwache verdeutlichen den strengen Wachwechsel und den Trost, den selbst der Himmel geben soll. Der Tod ist allgegenwärtig, wie in der Strophe über das Schwert, das Richtschwert Gottes gleichkommt. Der Körper gehört der Erde, die Seele dem Himmel, doch was bleibt, ist der Soldatenrock – ein nüchterner Verweis auf das materielle Erbe im Krieg.

Besonders deutlich wird die bittere Ironie in der Strophe über den Ausgang der Schlacht: Wer fällt, bleibt liegen, wer steht, kann siegen – klare, brutale Logik des Krieges. Die Heldenverehrung wird hier nicht verklärt, sondern mit einem fatalistischen Unterton dargestellt: Der Sieger hat „recht“, der Flüchtende ist „schlecht“.

Die später hinzugefügte siebte Strophe öffnet das Gedicht ins Philosophische: „Zum Hassen oder Lieben / Ist alle Welt getrieben“. Es bleibt keine Wahl – das Böse, personifiziert als „neutraler“ Teufel, steht abseits. Diese Aussage entlarvt den moralischen Relativismus im Krieg: Gut und Böse verschwimmen, es zählt nur das Resultat.

Brentanos Gedicht zeigt in seiner scheinbar leichten, fast tänzerischen Form eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Kriegswirklichkeit. Zwischen romantischer Außensicht und nüchternem Fatalismus schwankt der Text – eine poetisch-ironische Spiegelung soldatischer Existenz.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.