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Auf die ruhige Nacht-Zeit

Von

Sternen-bunter Himmels Thron
und du Mond der Nächte Kron!
leuchtet / weil den Sonnen-Strahl
uns benimmt der Erden Ball.

Stillheit / der Gedanken Grab!
stelle Sorg‘ und Grämen ab.
Stille / stille / still‘ in mir
alle Herzbewegungs-Gier!

Nun die Musik in der Lufft
schläfft in holer Bäume Klufft
ruht und kommet mir nit für
in der GOtt-Erhebungs Gier.

Süsser GOttes-Gnaden-Safft
der auch schlaffend Glück verschafft!
fliesse mir in Träumen ein
meiner Wolfahrt Schein und Seyn!

Schatten / Freund der Ruhigkeit!
Nacht / du Müh‘-Ergetzungs-Zeit!
ihr solt nie so dunkel seyn
daß ihr blendt der Ehren-Schein.

Und du meiner Ruhe Ruh
Herzen-Herrscher / komm herzu
sey du selbst mein schlaff-Gemach:
gib / daß ich dir schlaffend wach.

Meine Augen / schliesset euch
seit an Ruh-Gebährung reich!
aber du / mein Geist / betracht
lobe GOtt um Mitternacht!

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Gedicht: Auf die ruhige Nacht-Zeit von Catharina Regina von Greiffenberg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf die ruhige Nacht-Zeit“ von Catharina Regina von Greiffenberg ist eine poetische Meditation über die Nacht als Zeit der Stille, der Gottesnähe und der inneren Einkehr. In barocker Tradition verbindet die Dichterin Naturbilder mit religiöser Erhebung und reflektiert über die Spannung zwischen irdischer Ruhe und geistiger Wachsamkeit.

In der ersten Strophe wird die Nacht feierlich begrüßt: Der Himmel ist „sternen-bunt“, der Mond erscheint als „Krone der Nächte“. Während die Sonne durch die Erde verdeckt wird, tritt das nächtliche Licht in den Vordergrund – ein Wechselspiel, das sinnbildlich für die menschliche Existenz zwischen Dunkelheit und Erleuchtung steht. Die zweite Strophe fordert zur inneren Stille auf: Sorgen und rastlose Gedanken sollen zur Ruhe kommen, damit sich das Herz auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Die Musik der Natur verstummt in der Nacht, wodurch eine heilige Ruhe entsteht, die den Geist auf die Gotteserhebung vorbereitet. Diese Stille wird jedoch nicht als Leere empfunden, sondern als fruchtbarer Boden für göttliche Gnade: Der „süße Gottes-Gnaden-Saft“ soll in die Träume einfließen und dem Schlafenden göttliche Glückseligkeit schenken. Damit wird die Nacht zu einer Zeit der spirituellen Verbindung mit Gott.

In der letzten Strophe hebt die Dichterin den Widerspruch zwischen körperlicher Ruhe und geistiger Wachheit auf: Während die Augen sich schließen, bleibt der Geist wach, um Gott zu loben. Die Nacht wird so zu einem Zustand, in dem der Mensch sich ganz auf das Göttliche konzentrieren kann. Das Gedicht vereint damit barocke Frömmigkeit mit einer tief empfundenen Naturmystik und zeigt die Nacht nicht als Dunkelheit, sondern als leuchtende, gottgewollte Zeit der Besinnung und Erfüllung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.