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Ständchen

Von

Dir, Holde, tief im Schlummer,
Dir sei mein Sang geweiht!
Doch nicht soll er dich wecken
Aus Traumes Seligkeit.
Die Töne, leise schwebend
Ums Atmen deiner Brust,
Sie sollen nur geleiten
Des Schlummers süße Lust!
Stille – Stille –

Sanft träume – sanft erwache,
Und wenn dein Aug erhellt,
So finde sonnig strahlend
Noch schöner dieseWelt.
Stille – Stille –

Und ist der Sang verklungen,
Verhallet Ton und Wort,

Dann zieht in aller Stille
Der Sänger wieder fort.
Er küßt nur noch die Blumen,
Die an den Fenstern blühn,
Und nimmt mit heim im Busen
Noch heißres Liebesglühn!
Stille – Stille –

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Gedicht: Ständchen von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ständchen“ von Carl Spitzweg ist eine zarte und romantische Darstellung von Liebe, die in einem ruhigen, fast magischen Moment zwischen Schlaf und Wachsein gedeiht. Zu Beginn richtet sich der Sprecher an eine „Holde“, die „tief im Schlummer“ liegt. Der „Sang“, den er ihr widmet, ist nicht dazu bestimmt, sie zu wecken, sondern vielmehr dazu, die Harmonie ihres Traumes zu begleiten. Die leisen Töne sollen in den Raum schweben und die „Süße des Schlummers“ unterstreichen, was die Nähe und Zärtlichkeit des Moments betont. Es ist eine sanfte Form der Verehrung, die den Schlaf der Geliebten respektiert und nicht stört.

Die wiederholte Aufforderung zu „Stille – Stille –“ verstärkt die Ruhe und Geborgenheit des Augenblicks, die der Sprecher der Geliebten wünscht. Der Sänger möchte, dass sie in diesem friedlichen Zustand bleibt, um dann, wenn sie erwacht, die Welt mit einem neuen, strahlenden Blick zu sehen. Die „sonnig strahlende“ Welt symbolisiert eine Welt voller Liebe und positiver Energie, die durch den Gesang des Sängers verstärkt wird. Dieser Moment zwischen Traum und Erwachen wird als eine Art Übergang zur Erleuchtung und zu einer noch intensiveren Schönheit dargestellt, was eine idealisierte und nahezu himmlische Vorstellung von Liebe widerspiegelt.

Das Gedicht endet mit der Verklärung des Sängers, der sich nach dem Verklungen des Gesangs wieder zurückzieht. Der Sänger verlässt die Szene „in aller Stille“, was die Unaufdringlichkeit seiner Liebe und Zuneigung unterstreicht. Es wird deutlich, dass seine Liebe eher in der Erinnerung und im stillen, fast unsichtbaren Akt des Gebens fortlebt, als in einer auffälligen Geste. Er küsst die Blumen, die an den Fenstern blühen, als symbolische Handlung der Liebe, die auch in Abwesenheit weiterlebt. Der „Busen“, in dem er „Liebesglühn“ trägt, deutet darauf hin, dass die Liebe auch nach dem Verlassen des Ortes weiter in ihm brennt.

Das Gedicht vermittelt eine tiefe Zuneigung, die sich in zarten, unsichtbaren Handlungen äußert und die Geliebte in ihrer Ruhe respektiert. Es zeigt eine Form der Liebe, die auf Geben, Achtsamkeit und der Bewahrung von Stille basiert – eine Liebe, die sich nicht in dramatischen Gesten äußert, sondern in der stillen, fast sakralen Verehrung und der Kraft der Erinnerung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.