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Mein Schatz

Von

Mein Schatz ist wie a Röserl!
Grad so schön lachts oan on,
Mi verdrießt nur, daß i’s net
Aufn Hut stecka kon!

Mein Schatz is wie a Nagerl!
O du herzige Maus!
Gern nahm i’s beim Kragerl
Und ließ’s nimmer aus!

Mein Schatz is a Engel,
Tragt a hohe Frisur,
Und wenns mi net liebt sie,
Nachher irr i mir nur.

Lieb is s‘ wie koani,
A guts Herzl ja hats,
Singt wie Caltanani:
Drum is s‘ a mein Schatz.

Und wenns sagt, daß mi net liebt,
Daß s‘ mi lieben a net ko:
Nachher kennts mi a gar net,
Schaut mi für einen andern o.

Und wennst oan net mögn konnst,
Warum denn grad mi?
Da kunnt oans schon fuchtig wer’n,
Malefiz sakradi!

Der Romeo in sein Julerl
War so verliabt als ana nur kon,
Und auf jeds Busserl
Hat er an Schnackla no ton.

Am 13. August i
Ins 69. Jahr kimm:
Höchste Zeit, daß i Unterricht
Im Schuhplatteln nimm!

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Gedicht: Mein Schatz von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mein Schatz“ von Carl Spitzweg ist eine humorvolle und zugleich liebevoll-ironische Liebeserklärung in bairischem Dialekt. Es zeichnet ein Bild von schwärmerischer, aber nicht ganz ernst gemeinter Zuneigung zu einer Frau, die zugleich bewundert, verehrt und mit einem Augenzwinkern kommentiert wird. Die Sprache ist volkstümlich und lebendig, die Reime oft verspielt, und das lyrische Ich zeigt sich als hinreißend bodenständiger Romantiker mit einer großen Portion Selbstironie.

Das lyrische Ich beschreibt sein „Schatz“ mit einer Fülle an liebevollen Vergleichen: mit einem „Röserl“, einem „Nagerl“, einem „Engel“. Diese Natur- und Koseworte zeigen nicht nur Zuneigung, sondern spiegeln auch das Ideal der weiblichen Anmut in volkstümlicher Bildsprache. Der Reim wirkt dabei fast wie ein Volkslied – einfach, rhythmisch, und mit einem charmanten Unterton des Übertriebenen. Immer wieder scheint durch, dass das lyrische Ich sich selbst nicht ganz ernst nimmt: Es beklagt etwa, dass es das „Röserl“ nicht „aufn Hut stecka kon“, oder philosophiert schmunzelnd über seine unerwiderte Liebe.

Ein zentrales Motiv ist die Enttäuschung oder Verwirrung darüber, dass das „Schatz“ möglicherweise nicht liebt oder nicht lieben kann. Doch statt ins Tragische abzugleiten, verwandelt sich dieses Liebesleid in satirische Empörung: „Warum denn grad mi?“ oder „Malefiz sakradi!“ Die leicht übertriebene Reaktion unterstreicht den komödiantischen Ton, mit dem Spitzweg das Thema Liebe behandelt – nicht als pathetische, sondern als menschlich-alltägliche Erfahrung.

Der Schluss des Gedichts überrascht mit einer plötzlichen Wendung: Das Ich gibt sein Alter preis („ins 69. Jahr kimm“) und nimmt das Thema Liebe und Leidenschaft erneut mit einem Augenzwinkern auf, indem es nun Unterricht im „Schuhplatteln“ – einem alpenländischen Tanz – nehmen will. Diese Schlusspointe verstärkt den verspielten, selbstironischen Charakter des Textes und lässt das Gedicht als liebevollen, in sich stimmigen Ausdruck volkstümlicher Lebensfreude erscheinen.

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Lizenz und Verwendung

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