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Mei Dachstubn

Von

Logier in a Dachstubn,
Und da bin i gern,
Da siech i gar weit rum
In d‘ Höh und in d‘ Fern.

Da tramt mir der schönst Tram,
Wie d‘ Engerln rum fliegn –
Die drunten, die sehns kam,
Die über oa Stiegn.

Da guck i frohseli
In d‘ Himmelwelt naus,
Bis kummt z’letzt Micheli,
Da zieh i dann aus.

Mi tragts, wenns a wenig
Is weiter ins Grab,
Daß i – notabeni –
Net selber z‘ steign hab.

Und hoff, wenn i dro kimm
Und ’s Sterbgewand onhab,
Daß i so an Tran nimm
Mit abi ins Grab.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Mei Dachstubn von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mei Dachstubn“ von Carl Spitzweg beschreibt eine sehr persönliche und bescheidene Perspektive auf das Leben und den Tod. Der Sprecher ist in einer Dachstube „logiert“ und fühlt sich dort wohl, da er von dieser erhöhten Position „in d’ Höh und in d’ Fern“ weit hinausblicken kann. Die Dachstube steht symbolisch für einen Ort der Einsamkeit und der inneren Einkehr, von dem aus der Sprecher das Leben betrachtet, jedoch auch einen gewissen Abstand zu ihm wahrt. Das Bild des Weitblicks könnte auch für eine gewisse philosophische Distanz oder ein Streben nach höheren Gedanken stehen.

Der Sprecher träumt in dieser Abgeschiedenheit von einer idealisierten Welt, in der „Engerln rum fliegn“ und die „drunten“ sehnsüchtig zu den „Engerln“ aufschauen. Die Engerln symbolisieren hier das Gute, das Reine, das Erhabene. In dieser Darstellung finden sich religiöse und spirituelle Anklänge, da der Sprecher sich nach einer himmlischen, reinen Welt sehnt. Die Darstellung ist jedoch nicht von Sehnsucht in einem traurigen Sinne geprägt, sondern eher von einer stillen Akzeptanz und dem Wunsch nach einem „höheren“ Leben.

Gleichzeitig wird der Gedanke an den Tod und das Sterben eingeführt, als der Sprecher schließlich sagt, dass ihn „wenn’s a wenig / is weiter ins Grab“ trägt. Der Tod wird nicht als etwas Schreckliches dargestellt, sondern als ein natürlicher und ruhig akzeptierter Teil des Lebens. Der Wunsch, „nicht selber z’steign hab“ (nicht selbst zu steigen), könnte darauf hinweisen, dass der Sprecher den Tod als eine Übergabe oder ein Loslassen sieht, das nicht aktiv angestrebt, sondern einfach hinzunehmen ist. Es besteht keine Furcht vor dem Tod, sondern eine gewisse Gelassenheit und Vorbereitung darauf.

Am Ende des Gedichts, in dem der Sprecher hofft, beim Sterben „so an Tran nimm“ (Tränen zu nehmen) und „mit abi ins Grab“ zu gehen, findet sich eine sanfte und poetische Bildsprache, die die Idee des Abschieds mit einer leichten Melancholie, aber auch mit einer gewissen Würde und Sanftheit verbindet. Der Wunsch nach Tränen im Moment des Sterbens könnte den Wunsch nach menschlicher Verbindung und Erinnerung an das Leben und die Erfahrungen widerspiegeln.

Spitzweg verwendet in diesem Gedicht eine einfache, doch tiefgründige Sprache, um den Kreislauf von Leben und Tod darzustellen und die Rolle des Menschen im Universum zu reflektieren. Der Sprecher sieht sich als Teil eines größeren Ganzen, in dem das Leben in einer Dachstube sowohl von innerer Ruhe als auch von einer friedlichen Akzeptanz des Unvermeidlichen geprägt ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.