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Die Orden

Von

Wenn einer einen Orden kriegt,
Bei uns ist’s so der Brauch,
Sagt jeder grad zu ihm ins G’sicht:
„Verdient hätt‘ ich ihn auch!“
Wahrhaft erfreulich ist dies schon,
Es gibt ein treues Bild!
Wie hoch muß stehen die Nation
Wo jeder sich so fühlt!

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Gedicht: Die Orden von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Orden“ von Carl Spitzweg ist eine satirische Betrachtung der menschlichen Eitelkeit und der oft leeren Anerkennung in der Gesellschaft. Zu Beginn beschreibt der Sprecher das Bild, dass bei der Vergabe eines Ordens in seiner Gesellschaft jeder, der keinen erhält, sofort erklärt, er hätte den Orden genauso verdient. Diese Reaktion zeigt die Neigung vieler Menschen, ihre eigenen Verdienste zu überschätzen und gleichzeitig den Wert von Anerkennung und Belohnung zu relativieren. Es entsteht der Eindruck, dass der Orden nicht unbedingt für außergewöhnliche Leistungen vergeben wird, sondern mehr als eine allgemeine und leicht zugängliche Auszeichnung gesehen wird.

Der Sprecher stellt diese Haltung als „wahrhaft erfreulich“ dar, jedoch mit einer gewissen Ironie. Die scheinbare Freude über die allgegenwärtige Anspruchshaltung auf Auszeichnungen wird hier kritisch hinterfragt. Die Menschen scheinen wenig Wert auf die tatsächlichen Verdienste zu legen und mehr auf den Status, der mit einem Orden verbunden ist. Spitzweg weist auf eine Gesellschaft hin, in der Anerkennung und Auszeichnungen entwertet werden, da sie von zu vielen beansprucht werden, unabhängig von der tatsächlichen Leistung.

Im letzten Vers geht der Dichter einen Schritt weiter und stellt die Gesellschaft als ein „treues Bild“ dar, in dem sich jeder gleichwertig fühlt. Dies weist auf eine gesamtgesellschaftliche Tendenz hin, Gleichheit und Anerkennung als selbstverständliche Rechte anzusehen, ohne dabei den Blick auf wahre Verdienste zu richten. Spitzweg spitzt seine Kritik noch zu, indem er fragt, wie hoch die Nation stehen muss, in der jeder das Gefühl hat, eine besondere Auszeichnung zu verdienen. Dies ist eine subtile und humorvolle Kritik an der Gesellschaft, die sich selbst überschätzt und die Bedeutung von Anerkennung verwässert.

Das Gedicht ist eine scharfsinnige satirische Reflexion über den Umgang mit Auszeichnungen und die menschliche Eitelkeit. Spitzweg entlarvt, wie leicht Anerkennung in der Gesellschaft entwertet wird und wie der wahre Wert von Auszeichnungen durch allgemeine Ansprüche und Oberflächlichkeit verloren gehen kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.