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Der Radi und die gelbe Rubn

Von

Die Veigerln blühn, die Baam schlagn aus,
Im Wald springt’s junge Reh,
Und weil jetzt niemand schießen darf,
So schießt ’s Getrad in d‘ Höh.

Und in an Bacherl silberhell,
Zwischen Moos und grün’n Fichtn,
Da schwimmen Fischerln hin und her
Und sagn sich schöne Gschichtn.

Nur in an Garten hintern Haus
Da steht a gelbe Rubn,
Die kannt vor Lieb sich nimmer aus,
Vor Sehnsucht wärs bald gsturbn.

Und Tränen wie die Perlen weint
Die Arm in ihrem Schmerz,
Es liebt ja alles auf der Welt,
A Rubn hat a a Herz.

Und ’s Herzerl von der Rubn is
In an Radi ganz verbrennt.
Noch werdn die beidn Liebesleut
Von an kloan Bacherl trennt.

Dös schmerzt dann halt die gelbe Rubn,
Fallt a dem Radi schwer,
Sie sehn sich zwar den ganzen Tag,
Doch Verliebte wollen mehr.

Sie tauschen die Gedanken ans
Und sagn: bonsoir bonjour!
Dös is für Leut, die ländli lebn,
Grad schon Französisch gnua.

Doch eines Tags in d‘ Garten kommt
Der Großknecht – recht a Fresser –
In oaner Hand an Ranken Brot,
In der andern a blanks Messer.

Der schaut si wild und grimmi um
Hinter d‘ Stauden, unter d‘ Hecken,
Die Rubn ruft dem Radi zua,
Er soll si fein verstecken.

Der Radi stolz, er ist a Man,
Was kann ihm denn a gschehn,
Er folgt der treuen Warnung net
Und wird vom Großknecht gsehn.

Der stürzt in wilder Hast auf ihn
Und reißt ihn aus der Erd
Und trennt ihn von der gelbn Rubn,
Die ihm so lieb und wert.

Er zieht ihm’s Gwand aus, salzt ihn ein
Und weidt sich an seim Schmerz
Und stoßt ihm ’s Messer tief hinein
Ins arme, treue Herz.

Der Radi woant – sein letzter Blick,
Der gilt der gelbn Rubn,
Sein letztes Wort is: Bleib mir trei;
Und nachher is er gsturbn.

Die Rubn, sie kann jetzt nimmer lebn,
Was solls denn jetzt a no,
Sie wankt vor Schmerzen hin und her,
Auf einmal bricht sie a.

Da liegt sie nun in treuer Lieb,
Ihr Lebn hats verloren,
Drum hats von Gott zwei Flügerln kriegt
Und is an Engerl wor’n.

Der Radi, den der Großknecht hat
Mit frecher Hand gebrochen,
Er ward in einer Vierteistund
Schon fürchterlich gerochen.

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Gedicht: Der Radi und die gelbe Rubn von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Der Radi und die gelbe Rubn von Carl Spitzweg

Die Veigerln blühn, die Baam schlagn aus,
Im Wald springt’s junge Reh,
Und weil jetzt niemand schießen darf,
So schießt ’s Getrad in d‘ Höh.

Und in an Bacherl silberhell,
Zwischen Moos und grün’n Fichtn,
Da schwimmen Fischerln hin und her
Und sagn sich schöne Gschichtn.

Nur in an Garten hintern Haus
Da steht a gelbe Rubn,
Die kannt vor Lieb sich nimmer aus,
Vor Sehnsucht wärs bald gsturbn.

Und Tränen wie die Perlen weint
Die Arm in ihrem Schmerz,
Es liebt ja alles auf der Welt,
A Rubn hat a a Herz.

Und ’s Herzerl von der Rubn is
In an Radi ganz verbrennt.
Noch werdn die beidn Liebesleut
Von an kloan Bacherl trennt.

Dös schmerzt dann halt die gelbe Rubn,
Fallt a dem Radi schwer,
Sie sehn sich zwar den ganzen Tag,
Doch Verliebte wollen mehr.

Sie tauschen die Gedanken ans
Und sagn: bonsoir bonjour!
Dös is für Leut, die ländli lebn,
Grad schon Französisch gnua.

Doch eines Tags in d‘ Garten kommt
Der Großknecht – recht a Fresser –
In oaner Hand an Ranken Brot,
In der andern a blanks Messer.

Der schaut si wild und grimmi um
Hinter d‘ Stauden, unter d‘ Hecken,
Die Rubn ruft dem Radi zua,
Er soll si fein verstecken.

Der Radi stolz, er ist a Man,
Was kann ihm denn a gschehn,
Er folgt der treuen Warnung net
Und wird vom Großknecht gsehn.

Der stürzt in wilder Hast auf ihn
Und reißt ihn aus der Erd
Und trennt ihn von der gelbn Rubn,
Die ihm so lieb und wert.

Er zieht ihm’s Gwand aus, salzt ihn ein
Und weidt sich an seim Schmerz
Und stoßt ihm ’s Messer tief hinein
Ins arme, treue Herz.

Der Radi woant – sein letzter Blick,
Der gilt der gelbn Rubn,
Sein letztes Wort is: Bleib mir trei;
Und nachher is er gsturbn.

Die Rubn, sie kann jetzt nimmer lebn,
Was solls denn jetzt a no,
Sie wankt vor Schmerzen hin und her,
Auf einmal bricht sie a.

Da liegt sie nun in treuer Lieb,
Ihr Lebn hats verloren,
Drum hats von Gott zwei Flügerln kriegt
Und is an Engerl wor’n.

Der Radi, den der Großknecht hat
Mit frecher Hand gebrochen,
Er ward in einer Vierteistund
Schon fürchterlich gerochen.

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