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Das kranke Herz

Von

Es gibt nicht leicht an schönern Stand
Als was a Dokter is,
Wo no an Kranken z‘ helfen is,
Da hilft der Dokter gwiß.

Für jeden is er, wer da will,
Für jeden, der no lebt,
Für jeden, fehlt im no so viel,
Der Dokter hat’s Rezept.

Und was a rechter Dokter is,
Der kon a no viel mehr,
A so a Dokter, der kuriert
Zivil und Militär.

So sagens! Hilft aber der für alls,
Für alles, was oan fehlt?
’s gibt ja allerhand so I.eid
Und Krankheit in der Welt.

A Krankheit is ’s a net so fast,
Woran mein Herz so leidt,
’s is eigentlich – i woas net was –
So a Beklommenheit.

Ach Gott, mir bringt koa Dokter Hilf,
Und elend geh i z’grund;
De Doktor, ach, den find i net,
Der mi macht endli gsund!

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Gedicht: Das kranke Herz von Carl Spitzweg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das kranke Herz“ von Carl Spitzweg ist ein kurzer, humorvoll-melancholischer Text im bayerischen Dialekt, der das Leiden an einer nicht näher bestimmbaren seelischen Krankheit thematisiert – vermutlich handelt es sich um Liebeskummer oder emotionale Einsamkeit. Im Zentrum steht das lyrische Ich, das sich von der bewunderten Allmacht ärztlicher Heilkunst ausgeschlossen fühlt, weil sein Leiden nicht physischer, sondern seelischer Natur ist.

Der Text beginnt mit einer scheinbar bewundernden Beschreibung des ärztlichen Berufs. Der „Dokter“ wird als Alleskönner dargestellt, dem für jede körperliche Beschwerde ein Rezept zur Verfügung steht. In heiterer Sprache wird betont, dass er sowohl zivile als auch militärische Patienten behandeln kann – ein Hinweis auf seine universelle Bedeutung. Diese aufgezählte Kompetenz des Arztes steht jedoch bald im Kontrast zum eigentlichen Problem des lyrischen Ichs.

Denn dieses leidet an einem „kranken Herz“, für das sich kein Heilmittel finden lässt. Die Krankheit wird nicht konkret benannt, sondern nur vage umschrieben: eine „Beklommenheit“. Diese Unbestimmtheit weist deutlich auf ein psychisches oder emotionales Leiden hin, das sich medizinisch nicht fassen lässt. Gerade darin liegt die Tragik des Gedichts: Es gibt für körperliche Gebrechen viele Medikamente, aber für das seelische Leiden – vermutlich ein gebrochenes Herz – bleibt der Sprecher allein.

Der Schluss bringt die Verzweiflung auf den Punkt: Kein Arzt kann helfen, der richtige „Doktor“, der wirklich heilend wirken könnte, ist unauffindbar. Spitzweg gelingt es hier, mit schlichter Sprache und einem volksnahen Ton eine tiefe existenzielle Erfahrung zu schildern – die Ohnmacht gegenüber einem inneren Schmerz, der sich rationalen oder professionellen Zugängen entzieht.

In seinem leisen Humor und der zugleich ehrlichen Traurigkeit verbindet das Gedicht Ironie mit echtem Mitgefühl. Die volkstümliche Sprache täuscht nicht über die Tiefe des Inhalts hinweg: Das Gedicht zeigt auf einfache Weise, wie unerreichbar Heilung sein kann, wenn das Herz leidet – und wie einsam sich der Mensch dabei fühlt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.