Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , ,

Campagna

Von

Ja! Die Ebne ruht in satten Düften,
hingeschmiegt in sanfter Hügellinie –
drüben, hoch in noch durchsonnten Lüften,
still und einsam–schattend steht die Pinie.

Alte Gräber dunkeln, morsche Steine –
fern und unsichtbar berührt dich Rom –
doch empor aus goldnem Abendscheine
steigt die Kuppel von Sanct Peters Dom.

Und du ahnest, wie sich Flügel heben,
gleich den abendfarbnen Wolkenstreifen,
denn die Seele will zur Höhe schweben
und der Wille durch die Fernen schweifen.

Wage nur zu lieben, was genossen,
zu behaupten, was dich je entzündet –
alle Wonnen sind in dir beschlossen,
jede Grösse ist in dir begründet.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Campagna von Otto Erich Hartleben

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Campagna“ von Otto Erich Hartleben beschreibt eine Szenerie in der italienischen Campagna, wobei die Natur und die architektonischen Elemente eine tiefe Sehnsucht nach Freiheit und Erhebung hervorrufen. Die Eröffnungszeilen zeichnen ein Bild von Ruhe und Fülle, vermittelt durch die „satten Düfte“ und die „sanfte Hügellinie“. Diese Idylle wird durch die „Pinie“ am Horizont kontrastiert, die als stiller, einsamer Wächter die Szene überblickt. Der Kontrast zwischen der Ruhe der Ebene und der erhabenen Einsamkeit der Pinie deutet bereits auf eine innere Spannung hin, die das Gedicht durchzieht.

Der zweite Abschnitt verlagert den Blick zu den „alten Gräbern“ und „morschen Steinen“, die eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen, während das ferne Rom durch eine indirekte Erwähnung präsent ist. Die Erhebung „aus goldnem Abendscheine“ der Kuppel von St. Peter deutet auf eine transzendente Dimension hin, die die irdische Welt überragt. Dieser Übergang von den irdischen Elementen der Landschaft hin zur religiösen Sphäre durch die Kuppel von St. Peter verstärkt die Sehnsucht nach spiritueller Erhebung und der Suche nach etwas Höherem.

Die dritte Strophe intensiviert das Gefühl der Sehnsucht. Die Metapher der „Flügel“, die sich heben, und die Assoziation mit den „abendfarbnen Wolkenstreifen“ verdeutlichen den Wunsch nach Freiheit und dem Streben nach dem Übernatürlichen. Die „Seele“ möchte „zur Höhe schweben“, während der „Wille“ durch die „Fernen schweifen“ will. Diese Zeilen drücken den Wunsch nach dem Überschreiten von Grenzen und der Erkundung neuer Dimensionen aus.

Die abschließende Strophe ist ein Aufruf zur Selbstverwirklichung und zur Liebe. Die Zeilen „Wage nur zu lieben, was genossen, / zu behaupten, was dich je entzündet“ fordern den Leser auf, die eigenen Erfahrungen zu schätzen und das, was ihn begeistert, festzuhalten. Die Aussage, dass „alle Wonnen“ und „jede Grösse“ im Individuum selbst „begründet“ sind, stellt die Selbstverantwortung und die persönliche Entwicklung in den Mittelpunkt. Das Gedicht endet also mit einem Appell, das Leben in all seinen Facetten zu umarmen und die eigenen inneren Potenziale zu entfalten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.