Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

Wolke

Von

Vom Riesenfelsen,
Wolke, niederzieh!
Schlag dein Gewand
Um mich her und flieh!

Zu rauen Höhen
Trage mich empor,
Wohin des Menschen
Wort sich nie verlor.

Wie scheut die wunde
Seele diesen Laut!
Wie rollt mein Auge,
Wenn es Menschen schaut!

Doch Fels und Wolke
Sind mein stummer Trost;
Erhabne Lieder
Hör ich sturmumtost.

Beruhigt lieg ich,
Wo der Gießbach rauscht;
Ein Seelenkranker
So dem Freunde lauscht.

Von grüner Matte
Zeigt das goldne Licht
Des fernen Landes
Lächelnd Angesicht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Wolke von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wolke“ von Bruno Wille vermittelt eine tief emotionale und introspektive Reise der Seele, die sich in der Natur Trost sucht. Die Wolke wird als eine Art Retterin beschrieben, die den lyrischen Ich in ihren „Gewand“ hüllt und ihn in die „rauen Höhen“ trägt – ein Bild für den Wunsch, aus der Erdrückung der Welt zu entfliehen. Diese Höhen repräsentieren einen Ort der Ruhe und der Einsamkeit, an dem die Worte der Menschen nicht mehr von Bedeutung sind. Der Sprecher sucht nach einer Zuflucht, in der er von den schmerzhaften Laute der Welt befreit wird.

Der Ruf nach der Wolke ist auch ein Ausdruck von Entfremdung und innerem Schmerz. Die „wunde Seele“ des lyrischen Ichs scheut die Welt der Menschen und deren „Laut“, was auf eine tiefe Melancholie und Unzufriedenheit mit den sozialen und zwischenmenschlichen Aspekten des Lebens hinweist. Der Blick des lyrischen Ichs weicht den Menschen aus, was das Gefühl der Entfremdung und des Zurückziehens verstärkt. Die Wolke jedoch wird zum stummen Trost, ein natürlicher Begleiter, der den Sprecher in einer stillen, ungesprochenen Weise versteht.

In den „erhabenen Liedern“, die der Sprecher im Sturm hört, findet er eine Art von kathartischer Reinigung oder Linderung. Der Sturm symbolisiert dabei nicht nur ein äußerliches Naturereignis, sondern auch die inneren Kämpfe und Stürme des lyrischen Ichs. Inmitten des Chaos findet es Trost, als könne es sich in der ungestümen Natur mit seinen eigenen, stürmischen Gefühlen versöhnen. Der „Gießbach“, der „rauscht“, wird zur Metapher für das ständige Fließen und das Leben, das trotz aller Schmerzen und Stürme weitergeht.

Am Ende des Gedichts tritt ein zarter Lichtblick hervor, als das „goldne Licht“ des fernen Landes auf einer „grünen Matte“ den Blick des lyrischen Ichs erhellt. Dieses Bild von Licht und Grün steht für Hoffnung und die Vorstellung eines besseren, friedlicheren Ortes, an dem das „lächelnde Angesicht“ des fernen Landes den inneren Frieden verspricht. Der Mensch sucht in der Natur nach einer Antwort und einem Ausweg aus seiner inneren Not, und der Trost, den er dort findet, ist nicht nur ein emotionaler, sondern auch ein spiritueller.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.