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Ich bleibe

Von

Durch die Nacht mit dumpfem Rauschen
Treibt vorbei des Stromes Wut;
Und mit träumerischem Lauschen
Starr ich auf die dunkle Flut.
Schattenhafte Kähne wallen
Mir vorbei, in Nacht hinein;
Liebe Stimmen, sie verhallen,
Und die Strömung tönt allein.

Ödes Schweigen, banges Dunkel!
Schmerzlich irrt mein Blick empor.
Da erblüht mit Trostgefunkel
Ein Gestirn dem Wolkenflor.
„Sieh, ich bleibe!“ winkt sein Auge –
Und die bange Seele zieht
Auf zu diesem treuen Auge,
Wie ein Kind zur Mutter flieht.

Wenn dereinst des Todes Grauen
Dieses Herz umspült und bricht,
Lass noch einmal dich erschauen
Über Wassern, süßes Licht!
Bis den letzten Liebesfunken,
Der aus meinem Auge scheint,
Deine Blicke aufgetrunken
Und dem Sternenglanz vereint.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Ich bleibe von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ich bleibe“ von Bruno Wille beschreibt die emotionale Reise des lyrischen Ichs durch die Dunkelheit und das Schweigen der Nacht, wobei die Strömung des Flusses als Symbol für das Leben und seine Unaufhaltsamkeit dient. Zu Beginn des Gedichts wird die Nacht von „dumpfem Rauschen“ begleitet, und der Sprecher lauscht in träumerischer Weise der „dunklen Flut“. Das Bild der „Schattenhaften Kähne“, die „vorbeiwallen“, und die „verhallenden Stimmen der Liebe“ verstärken das Gefühl der Einsamkeit und der Unausweichlichkeit der Zeit. Die Strömung wird zu einem Symbol für die fortlaufende Bewegung des Lebens, die trotz aller menschlichen Emotionen und Sehnsüchte weiterzieht.

Das „öde Schweigen“ und das „bangende Dunkel“ drücken die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs aus. In diesem Moment des Zweifels und der Trauer richtet der Blick des Sprechers sich jedoch nach oben, wo „ein Gestirn“ erblüht. Dieses Gestirn, das aus dem „Wolkenflor“ hervortritt, steht als Symbol für Hoffnung und Trost. Das „treue Auge“ des Gestirns sendet ein Zeichen der Sicherheit und Geborgenheit aus, das die „bange Seele“ des Sprechers anzieht. Der Sprecher sucht Trost und Verbindung, ähnlich wie ein Kind zur Mutter flieht, was eine starke Sehnsucht nach Schutz und Liebe verdeutlicht.

Die Begegnung mit dem Gestirn ist für das lyrische Ich eine Quelle der Beruhigung, und es wird zu einem Symbol für das Versprechen der Liebe und der Treue. Der Wunsch nach dieser Beständigkeit und dem Licht des Sterns ist besonders in der Vorstellung des Todes von Bedeutung. Die Zeilen „Wenn dereinst des Todes Grauen / Dieses Herz umspült und bricht“ drücken die Angst vor dem Tod aus, gleichzeitig aber auch die Hoffnung, dass das Licht des Gestirns, die Liebe und die Verbindung über den Tod hinaus Bestand haben werden. Der Sprecher bittet darum, auch im Moment des Vergehens noch einmal das Licht und die Nähe des geliebten Sterns zu erleben.

Das Gedicht endet mit einem tiefen und sehnsuchtsvollen Wunsch nach Vereinigung. Der „letzte Liebesfunken“ aus dem Auge des Sprechers soll im „Sternenglanz“ vereint werden. Dieses Bild vermittelt die Idee einer untrennbaren Verbindung zwischen der Liebe des Sprechers und dem Stern, die über den Tod hinaus bestehen bleibt. Der Stern wird zur Metapher für die ewige Liebe und Treue, die selbst das Ende des Lebens überdauern kann. In diesem letzten Vers verweilt die Vorstellung einer bedingungslosen Liebe, die niemals vergeht – ein Trost, der dem Sprecher in seinem Moment der Angst vor dem Tod Sicherheit gibt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.