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In’s Album einer Braut

Von

Nimm ihn freundlich auf den Gruß,
Den die Scheidende dir sendet,
Ehe sich ihr flücht’ger Fuß
Hin zu neuen Zielen wendet.

Eine liebevolle Hand
Schlichte dir des Lebens Wirren
Während ich in fremdem Land,
Freundlos, heimathlos muß irren.

Von der reinsten Seelenlust
Sei das Dasein dir verschönet,
Während meine wunde Brust
Ihrer Freuden sich entwöhnet.

Und dir werde zugesagt
Alles, was an Glück und Frieden
Ich zu hoffen einst gewagt,
Und was mir nicht ward beschieden.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: In’s Album einer Braut von Betty Paoli

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „In’s Album einer Braut“ von Betty Paoli ist ein Abschiedsgesang, in dem die Sprecherin ihre Wünsche für das zukünftige Leben der Braut ausdrückt, bevor sie selbst ihren eigenen Weg in eine ungewisse Zukunft fortsetzt. In der ersten Strophe wird die Scheidende in einer sanften und fast melancholischen Weise beschrieben. Sie übergibt der Braut ihren „Gruß“, während sie sich von einem vertrauten Lebensabschnitt verabschiedet und sich neuen Zielen zuwendet. Die Übergabe des Grußes symbolisiert den Übergang von der bekannten Welt in eine unbekannte Zukunft, wobei der flüchtige „Fuß“ der Scheidenden den bevorstehenden Abschied betont.

In der zweiten Strophe drückt die Sprecherin ihre Trauer und Einsamkeit aus, da sie nun „in fremdem Land“ ohne Heimat und Freunde leben muss. Sie stellt den Gegensatz zwischen dem Leben der Braut, das von einer „liebevollen Hand“ begleitet wird, und ihrem eigenen, von Schmerz und Verlust geprägten Leben dar. Während die Braut in einem Zustand der Geborgenheit und des Wohlstands lebt, muss die Sprecherin den „Wirren“ des Lebens allein begegnen. Diese Strophe verdeutlicht den emotionalen Abstand und die Trennung der beiden Frauen, die sich an einem Wendepunkt des Lebens befinden.

Die dritte Strophe ist von einer stillen und verzweifelten Sehnsucht geprägt. Die Sprecherin wünscht der Braut, dass ihr Leben von der „reinsten Seelenlust“ verschönt wird, während sie selbst vom Glück entwöhnt wird. Die „wunde Brust“ der Sprecherin steht für den inneren Schmerz und die Enttäuschung, die sie empfindet, weil sie sich von den Freuden des Lebens entfernt hat. Die Braut hingegen wird von dieser Freude noch begleitet, was den emotionalen Abstand zwischen den beiden noch weiter verdeutlicht.

In der letzten Strophe überträgt die Sprecherin ihre unerfüllten Wünsche auf die Braut. Sie hofft, dass die Braut all das Glück und den Frieden erfährt, das sie selbst zu hoffen wagte, aber niemals erlebte. Es ist eine Geste der Selbstlosigkeit, bei der die Sprecherin der Braut alles Gute wünscht, was ihr selbst verwehrt geblieben ist. Es ist eine Art von wehmütigem Loslassen, bei dem die Sprecherin ihre eigenen Träume und Hoffnungen aufgibt, um der Braut zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen.

Das Gedicht vermittelt eine Mischung aus Trauer, Selbstlosigkeit und einer stillen Hoffnung. Es drückt den Schmerz einer Frau aus, die sich von einem bestimmten Lebensabschnitt verabschiedet und eine andere Frau in eine Zukunft voller Freude und Liebe entlässt. Dabei bleibt der Verlust der eigenen Träume und Wünsche im Hintergrund, aber die Sprecherin zeigt eine tiefe Fähigkeit zur Hingabe und zum Wohlwollen gegenüber der Braut.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.